Hallöchen!
Nach meiner Dschungelexpedition musste
ich erstmal meine bemitleidenswerten Füße hochlegen und ein Paar
organisatorische Hürden meistern, da Stray während meiner
Expedition den Fahrplan geändert hat, der aber natürlich noch nicht
online war. Zunächst war ich davon nicht begeistert, da die lange
Bootsfahrt auf dem Mekong somit Geschichte war, aber später hat sich
dieser Umstand als Glücksfall herausgestellt. Am Mittwoch morgen
stürmte die Rezeptionisten in mein Zimmer, nahm mich wie in Asien
üblich an die Hand und führte mich auf den Balkon, um mir den neuen
Stray-Tourguide auf der Straße zu zeigen. Was, jetzt schon? Da ist
aber was schief gelaufen. „Are you Förri-Jään?“ -“Yes!“
-“The bus is over there, i give you one minute!“ Shit. Ich rannte
also zurück, schmiss hektisch alle Sachen irgendwie in die Rucksäcke
und hechtete humpelnd zum Bus, wo ich erstmal Applaus bekam und drei
Reisschnäpse auf nüchternen Magen als Strafe für meine Verspätung
trinken musste, bevor ich das Missverständnis aufklären konnte. Die
neue Straygruppe war deutlich größer und bis auf meine
Lieblingsholländer Else und Tom, die ich hier wieder traf
ausschließlich englischsprachiger Herkunft.
Sicht von meinem Schlafplatz |
Essen mit der Gastfamilie |
Im Einklang mit der Natur |
Den folgenden Abend und die Nacht
verbrachten wir als Homestay in einem sehr zurückgebliebenen Dorf
irgendwo in der Nähe von Luang Namtha. Es war ein absoluter
Glücksfall, da wir die Ersten auf der Route und somit auch die
Ersten waren, die das abgelegene Dorf besuchen. Die Dorfbewohner dort
hatten niemals zuvor Besuch von Weißen, weshalb alles sehr aufregend
und neu war. Als der kleine orangene Straybus auf den Dorfplatz fuhr,
standen dort an die 50 Bewohner, fasziniert und verängstigt zugleich
das komische Gefährt musternd. Sie waren sehr schüchtern und
trauten sich kaum näher als 5 Meter an uns heran. Nach und nach
wurde Ihnen bewusst, dass wir auch nur Menschen sind und es kamen
spärliche Gespräche zustande. Horden kleiner Kinder, für die wir
zuvor ein wenig Spielzeug gekauft hatten wollten immer wieder
fotografiert werden und die Fotos sehen. Abends kam ein Laote in das
Haus der Familie, bei der ich untergebracht war und gab mir
schüchtern die Hand. Er konnte ein paar Fetzen Englisch und sagte,
draußen würden ein paar Freunde von ihm warten, die sich aber nicht
herein trauen. Ich ging mit ihm raus und gesellte mich zu ihnen, was
sehr interessant war. Es gab ein großes Mahl auf dem Boden des
Balkons, bevor wir zum Fluss, der auch gleichzeitig Waschplatz und
Pool war gingen und am Lagerfeuer laotische Lieder sangen. Auch dort
stand wieder das halbe Dorf in zweiter Reihe im Dunkeln und musterte
uns wie Aliens. Ich fand es toll, für einen Tag in einem solch
unberührten Dorf leben zu können. Frauen weben Sarongs an uralten
Webstühlen oder kratzen die Haare von gegrillten Ratten, die dann
später auf dem Teller landen. Männer bauen mit 20 Leuten einen Sarg
für eine Frau, die wohl bald das Zeitliche segnen wird und eine Ecke
weiter wird fleißig illegaler Schnaps in alten Fässern auf
Lagerfeuern gebrannt. Die Familien leben in Hütten, die auf Stelzen
stehen und lediglich aus einem großen Raum bestehen. Ich schlief
also zusammen mit 4 Mädels aus England auf einer großen Decke bei
einer der Familien, bis wir morgens von einem Schwein geweckt wurden,
was im Hof stand und anscheinend schlecht geträumt hatte. Der
Homestay war sehr faszinierend, es ist beeindruckend mit wie wenig
Leute auskommen können.
Jummi jummi jummi |
Baden im Fluss |
Am Donnerstag stand eine lange Busfahrt
auf dem Programm. Wir mussten bereits um 11 Uhr zu Mittag essen, weil
es in den folgenden 6 Stunden absolut nichts gab, wo man hätte
anhalten können. Stundenlang cruiste unser Straybus am Abhang
entlang durch zurückgebliebene Dörfer in den laotischen Gebirgen,
wobei die Straße dermaßen schlecht war, dass die 4 Moppelchen auf
der Rückbank ab und zu mit dem Kopf an die Decke hüpften. Ich bezog
schließlich einen kleinen Holzbungalow mit Blick auf den Mekong in
Nong khiaw und wir machten uns auf den Weg zu einer Höhle, in der
während des Krieges über 100 Menschen zehn Jahre lang Zuflucht
gesucht hatten. Einer von ihnen war dabei und hat uns seine
Erlebnisse hautnah vermittelt, was sehr interessant war. Die
Amerikaner haben versucht, die Bewohner mit dem Qualm von
Chillischoten aus der Höhle zur jagen, um sie dann draußen zu
erschießen. Alleine auf Laos wurden mehr Bomben abgeworfen als auf
Europa in beiden Weltkriegen zusammen, und die Blindgänger sind in
vielen Gebieten auch heute noch ein großes Problem. Wir besuchten
schließlich noch mehrere abgelegene Dörfer, und in einer Hütte
traf ich einen Kriegsveteran mit sehr provisorischem Holzfuß. Die
laotischen Dörfer variieren in ihrer Kultur, je nachdem wie hoch es
gelegen ist. Wir besuchten Eines, in dem die Frauen all die Arbeit
erledigen, während die Männer den ganzen Tag zuhause rumsitzen und
Opium rauchen. Außerdem hat ein Mann stets mehrere Frauen zur
Verfügung, denn wenn er sich eine junge Frau schnappt und mit ihr
wegrennt, und ihre Eltern es nicht schaffen ihn einzuholen darf er
sie in seine Sammlung aufnehmen. Klingt komisch, ist aber so. Das
sollte man mal in Deutschland einführen! Abends hatte ich noch einen
sensationellen gegrillten Fisch, selbstgemachte Fritten, einen
frischen Fruchtshake und 3 große Bier für insgesamt etwa 7 Euro,
während der Besitzer des Hotels lauthals laotische Lieder auf seiner
Gitarre vortrug.
Meine Unterkunft in Nong Khiaw |
Auf dem Weg gen Süden besuchten wir
noch die Pak Ou Cave, die ich jetzt nicht sonderlich spektakulär
fand. Ein Loch im Berg mit hunderten Buddhastatuen eben. Ein kleines
Longboat brachte uns von dort den Mekong hinab in das Städtchen
Luang Prabang, wo ich nun seit drei Tagen „Reisepause“ mache.
Luang Prabang ist ein herrlich gemütlicher Ort, alle liegen irgendwo
rum und sind am schlafen. Als ich eine Abkürzung über den Hügel in
der Stadt nehmen wollte musste ich erst die Frau im Kassenhäuschen
wecken. Es gibt hier eine sensationelle Bar direkt am Nebenfluss des
Mekong. Wir genossen günstige Cocktails auf Stoffliegen mit Blick
auf den Fluss oder in individuellen Sitzecken im großen, dekorierten
und dicht bewachsenen Garten. Die Bar hat außerdem ein
Beachvolleyballfeld und die Kellner lernen die Namen aller Gäste.
Abends kann man über den schier endlosen Nachtmarkt schlendern und
diverse sinnlose Gegenstände erwerben. Kurzum, der perfekte Ort um
mal 3-4 Tage auszusteigen.
Im Dreirad-Tuktuk zur Bowlingbahn |
"Today no police!" |
Gestern lieh ich mir einen Roller, um
noch einmal zum Tat Kuang Si Waterfall zu fahren. Da sich hier
niemand für überflüssigen Kram wie Führerscheine interessiert
nahm ich direkt den dicken Brummer mit 140cc. Die knapp einstündige
Fahrt durch die hügelige Landschaft war sehr spaßig, aber ich
musste stets auf der Hut sein. Oft tauchen unter dem vorausfahrenden
Fahrzeug Schlaglöcher auf, die jeden Zweiradfahrer vom Hocker hauen
würden wie die Hühner bei Looping Loui. Auch sollte man nicht davon
ausgehen, das alle Verkehrsteilnehmer die eigene Spur benutzen und
bei den alten Holzbrücken richtet sich gerne mal eine Latte auf. Der
mitgeliehene Helm bot in etwa die gleiche Sicherheit wie ein mit
Panzerband um den Kopf gewickeltes Tetrapak und das Getriebe der
Honda drohte bei jedem Schaltvorgang zu explodieren. Auf dem Weg
musste ich einen Ungaren verarzten, der sich mit seinem pinken
Leihfahrrad an einem Roller festgehalten hatte und gestürzt war. Der
Wasserfall ist zurecht das beliebteste Ausflugsziel der Region.
Natürliche Pools aus kaltem, türkisblauem Wasser reihen sich
aneinander und laden zum Baden ein.
Ich schwinge mich in den Tat Kuang Si Wasserfall |
100% integriert |
Abends bin ich meistens mit Tom und
Else unterwegs. Gestern nahm ich beide auf dem Roller mit, um zum
Nachtmarkt zu fahren -wir sind ja schließlich in Laos! Der
Nachtmarkt ist, wie auch Alles andere hier, für kleinere Menschen
gemacht. Ständig haue ich mir die Birne an den viel zu tiefen
Zeltstangen ein, wenn ich mal wieder durch interessante Gegenstände
wie Bambusgewehre oder Freundschaftsbänder mit Hakenkreuzen
abgelenkt werde. Ich war auf der Suche nach neuen Flip Flops, da
meine alten aus bekannten Gründen nicht mehr das gelbe vom Ei waren.
Am vierten Schuhstand fand ich schließlich endlich ein einziges Paar
in Größe 45, welches ich ohne lange zu überlegen für zwei Euro
kaufte. Selbst der Motorroller war zu klein, um runter zu schalten
musste ich mich entweder total verrenken oder eben aufstehen.
Heute Abend werde ich schließlich
meine neue Straygruppe treffen, und morgen geht es dann weiter gen
Süden über Vang Vieng in die Hauptstadt des Zwergenlands. Meine
Füße sind fast verheilt und ich bin bereit für neue Abenteuer!
Machts gut und lasst mal was von euch hören,
Flo
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