Guten Taaag!
Auch wenn euch dieser Blogeintrag noch
in den Mai einsortiert wird, so ist es hier doch bereits Juni. Nach
fast 4 Monaten in Melbourne ist es geschafft – morgen früh geht es
endlich wieder los! Darum werde ich euch einen schnellen Überblick
geben, was in den letzten Tagen so passiert ist.
Burgundi habe ich für 850 Dollar an
zwei Franzosen verkauft. Das der Wagen warm wird war ihnen egal, sie
haben nicht einmal das Öl kontrolliert. Bei dem Preis muss ich kein
schlechtes Gewissen haben – ich hätte auch so richtig Jemanden
übers Ohr hauen können, da der Wagen bei einer Probefahrt im jetzt
recht frischen Melbourne nicht wirklich überhitzt. Und so war es
geschafft, ich hatte nur noch ein Auto – welches leider nicht
anspringen wollte. Das war aber erstmal Nebensache, da ich die
gesamte letzte Woche am Arbeiten war. Von allen etwa 20
Teilzeitkräften hatte ich am Ende stets die meisten Schichten,
konnte also nochmal ein wenig Geld zur Seite legen. Übers Wochenende
stand ich am „Boat house drive“, direkt zentral in Melbourne am
Yarra River. Ein echter Stellplatz-Geheimtipp, den ich fand, als ich
neulich einen 4WD dort Probe gefahren bin.
Mein Langbrett |
Den Weg zur Arbeit nutze
ich immer, um mit meiner neuen Errungenschaft zu üben: Ein
Longboard. Das Downhillmonster habe ich für 60 Dollar gebraucht
gekauft – ordentlich zerschrammt aber wirklich flott und
hochwertig. Na, wer hat Angst vorm Hipster? Bis jetzt habe ich mich
offensichtlich noch nicht damit umgebracht. Es ist wirklich praktisch
für den Weg zum Supermarkt oder eben zur Arbeit. Sonntag Mittag war
es schließlich endlich so weit – ich gab Hemden, Schürze, Keycard
und Spintschlüssel ab und lief fröhlich grinsend in die Freiheit
hinaus. Die Zeit im Hotel war gut, doch von der Gastronomie hab ich
jetzt auch vorerst genug. Nach so langer Zeit im Hotel heiße ich
jetzt übrigens auch nicht mehr Florian, sondern bitte Honey oder
Sweetheart!
Der Plan war klar: Travelmate finden,
Auto fertig machen, losfahren. Punkt Eins war nicht schwer. Ich
schaltete eine Anzeige auf Gumtree, und von den 8 Leuten die sich
darauf hin gemeldet haben waren 7 Jungs aus Deutschland. Ich traf
mich schließlich auf ein Bier mit Julius, meiner neuen
Reisebegleitung für den Weg hoch in den Norden. Ab Darwin werde ich
wahrscheinlich ein wenig mit Magdalena reisen, und irgendwo im
Nordwesten wird dann in 2-3 Monaten wieder ein Job fällig. Ach
vergesst die Planung, am Ende kommt ja eh wieder alles anders!
Sitze werden überbewertet |
Punkt Zwei war hingegen nicht mehr so
einfach: Den Van flott kriegen. Er wollte einfach nicht anspringen.
Fast so schwer wie die Reparatur selbst ist auch immer eine richtige
Diagnose. Um es abzukürzen: Nach vielem Schrauben und Rumprobieren
war klar, dass es am Anlasser liegt. Den gab es natürlich nicht zu
bestellen, und wäre dann eh zu teuer. Insgesamt habe ich das Teil
drei mal eigenhändig ausgebaut, in seine Einzelteile zerlegt und
wieder eingebaut. Zufälligerweise trafen wir auf der Straße beim
Anschieben Alfred, einen deutschen KFZ-Ausbilder, der uns sehr
geholfen hat. Der Wagen lief also wieder – für genau einen Tag.
Auf dem Parkplatz eines Einkaufscenters blieb ich wieder liegen.
Immerhin kannte ich nun die Ursache. Im Endeffekt lag es an
abgenutzten Kohlestiften im Inneren des Anlassers, welche mir ein
Schrottplatz für wenig Geld ersetzen konnte. Und unglaublich aber
wahr – ich besitze nun nur noch ein Auto und es ist in vollem
Umfang funktionstüchtig!
Was nun noch fehlte war ein anständiger
Ausbau. Ollies Bettkonstruktion entpuppte sich leider als totaler
Flop. Zu tief, sodass Kühlbox, Wassertank usw. stets auf der
Matratze rumflogen, keine gute Belüftung, verschenkter Platz überall
und vor Allem Stützen, die sich beim umklappen (damit die Dinge rein
passen, die sonst nicht rein passen, weil es so vermurkst ist)
irgendwie in die verstauten Sache klappen und schieben. Ich irrte
also stundenlang durch den Baumarkt, kaufte für 300 Dollar Holz,
Schrauben, Winkel, Teppich und 4 Plastikwannen für Bauschutt.
Letztere haben alleine schon fast 100 Dollar gekostet, aber die
ganzen „Storage Boxes“ die man hier sonst so kaufen kann
zerfallen schon in ihre Einzelteile, wenn man sie nur schief anguckt.
Das Holz konnte man sich im Baumarkt gratis zuschneiden lassen –
schiefe Kanten und Abweichungen bis zu 2cm gabs inklusive. Doch
wohin im strömenden Regen? So kam schließlich der Eine oder Andere
Kunde des örtlichen K-Marts in den Genuss, bei seiner Ankunft auf
Parkdeck 2 einen Backpacker bestaunen zu können, der sein gesamtes
Hab und Gut auf 3 Parkplätzen verteilt hat und zu australischer
Countrymusik mit einer Axt das Innere seines Vans zerlegt.
Heute konnte ich schließlich in der
Einfahrt vom Haus arbeiten, in dem Julius mit 4 anderen gewohnt hat.
Dort schlafe ich auch im Moment -die erste Nacht verbrachte ich noch
im Van auf der Straße, wurde aber um 1 Uhr Nachts von der Polizei
geweckt. Das Werkzeug, welches ich mir von der Yogalehrerin des
Community Centers geliehen hatte war eine totale Katastrophe. Aber es
ging auch irgendwie mit Muskelkraft. Einfach aber praktisch und
absolut stabil – Die Konstruktion ist mit 42cm gerade hoch genug
für die große Kühlbox, unser sperrigstes Gepäckstück. Von hinten
lassen sich die vier Boxen in das große Mittelfach schieben. Die
Boxen sind wirklich groß, in Eine passen zum Beispiel sämtliche
Kochutensilien, inklusive großem Gaskocher, Gasflasche, Töpfen und
Geschirr. Wir haben nun eigentlich viel mehr Stauraum als wir
brauchen, aber dennoch ein bequemes Bett mit Luft nach oben. Am
Kopfende liegt der Swag (ein Outdoorschlafsack, welchen mir der
Verkäufer von Rudi geschenkt hat), und wird dort fleißig als
Rückenlehne missbraucht. Die Matratze geht bis zur Heckklappe, um
dort bei offenem Auto noch einen bequemen, überdachten Sitzplatz zu
haben.
Alles muss raus |
Julius... |
... ging zum Frisör |
Der neue Vanausbau |
Heeeaaps of space, maan! |
In den letzten Tagen gab es auch einige
Abschiede. Ich traf mich nochmal mit Johannes und Luisa zum Essen und
verweilte einen Abend mit Magdalena in der Stadt. Vorgestern traf ich
doch tatsächlich Helen wieder, die für ein paar Tage nach Melbourne
kam. Jaja, die guten alten Zeiten!
So, nun ist es gleich ein Uhr nachts,
und Alles ist erledigt – Ludwig ist fertig, Wäsche ist gewaschen,
Bier ist getrunken. Und hey, Blogeintrag ist geschrieben. Morgen früh
geht’s endlich los. Von nun an wird es wieder häufigere Einträge
hier geben – und zwar Eindrucksvolle! Bis die Tage,
Euer Sweetheart