31. Mai 2013

On the road again

Guten Taaag!

Auch wenn euch dieser Blogeintrag noch in den Mai einsortiert wird, so ist es hier doch bereits Juni. Nach fast 4 Monaten in Melbourne ist es geschafft – morgen früh geht es endlich wieder los! Darum werde ich euch einen schnellen Überblick geben, was in den letzten Tagen so passiert ist.

Burgundi habe ich für 850 Dollar an zwei Franzosen verkauft. Das der Wagen warm wird war ihnen egal, sie haben nicht einmal das Öl kontrolliert. Bei dem Preis muss ich kein schlechtes Gewissen haben – ich hätte auch so richtig Jemanden übers Ohr hauen können, da der Wagen bei einer Probefahrt im jetzt recht frischen Melbourne nicht wirklich überhitzt. Und so war es geschafft, ich hatte nur noch ein Auto – welches leider nicht anspringen wollte. Das war aber erstmal Nebensache, da ich die gesamte letzte Woche am Arbeiten war. Von allen etwa 20 Teilzeitkräften hatte ich am Ende stets die meisten Schichten, konnte also nochmal ein wenig Geld zur Seite legen. Übers Wochenende stand ich am „Boat house drive“, direkt zentral in Melbourne am Yarra River. Ein echter Stellplatz-Geheimtipp, den ich fand, als ich neulich einen 4WD dort Probe gefahren bin. 

Mein Langbrett
Den Weg zur Arbeit nutze ich immer, um mit meiner neuen Errungenschaft zu üben: Ein Longboard. Das Downhillmonster habe ich für 60 Dollar gebraucht gekauft – ordentlich zerschrammt aber wirklich flott und hochwertig. Na, wer hat Angst vorm Hipster? Bis jetzt habe ich mich offensichtlich noch nicht damit umgebracht. Es ist wirklich praktisch für den Weg zum Supermarkt oder eben zur Arbeit. Sonntag Mittag war es schließlich endlich so weit – ich gab Hemden, Schürze, Keycard und Spintschlüssel ab und lief fröhlich grinsend in die Freiheit hinaus. Die Zeit im Hotel war gut, doch von der Gastronomie hab ich jetzt auch vorerst genug. Nach so langer Zeit im Hotel heiße ich jetzt übrigens auch nicht mehr Florian, sondern bitte Honey oder Sweetheart!


Der Plan war klar: Travelmate finden, Auto fertig machen, losfahren. Punkt Eins war nicht schwer. Ich schaltete eine Anzeige auf Gumtree, und von den 8 Leuten die sich darauf hin gemeldet haben waren 7 Jungs aus Deutschland. Ich traf mich schließlich auf ein Bier mit Julius, meiner neuen Reisebegleitung für den Weg hoch in den Norden. Ab Darwin werde ich wahrscheinlich ein wenig mit Magdalena reisen, und irgendwo im Nordwesten wird dann in 2-3 Monaten wieder ein Job fällig. Ach vergesst die Planung, am Ende kommt ja eh wieder alles anders!

Sitze werden überbewertet
Punkt Zwei war hingegen nicht mehr so einfach: Den Van flott kriegen. Er wollte einfach nicht anspringen. Fast so schwer wie die Reparatur selbst ist auch immer eine richtige Diagnose. Um es abzukürzen: Nach vielem Schrauben und Rumprobieren war klar, dass es am Anlasser liegt. Den gab es natürlich nicht zu bestellen, und wäre dann eh zu teuer. Insgesamt habe ich das Teil drei mal eigenhändig ausgebaut, in seine Einzelteile zerlegt und wieder eingebaut. Zufälligerweise trafen wir auf der Straße beim Anschieben Alfred, einen deutschen KFZ-Ausbilder, der uns sehr geholfen hat. Der Wagen lief also wieder – für genau einen Tag. Auf dem Parkplatz eines Einkaufscenters blieb ich wieder liegen. Immerhin kannte ich nun die Ursache. Im Endeffekt lag es an abgenutzten Kohlestiften im Inneren des Anlassers, welche mir ein Schrottplatz für wenig Geld ersetzen konnte. Und unglaublich aber wahr – ich besitze nun nur noch ein Auto und es ist in vollem Umfang funktionstüchtig!



Was nun noch fehlte war ein anständiger Ausbau. Ollies Bettkonstruktion entpuppte sich leider als totaler Flop. Zu tief, sodass Kühlbox, Wassertank usw. stets auf der Matratze rumflogen, keine gute Belüftung, verschenkter Platz überall und vor Allem Stützen, die sich beim umklappen (damit die Dinge rein passen, die sonst nicht rein passen, weil es so vermurkst ist) irgendwie in die verstauten Sache klappen und schieben. Ich irrte also stundenlang durch den Baumarkt, kaufte für 300 Dollar Holz, Schrauben, Winkel, Teppich und 4 Plastikwannen für Bauschutt. Letztere haben alleine schon fast 100 Dollar gekostet, aber die ganzen „Storage Boxes“ die man hier sonst so kaufen kann zerfallen schon in ihre Einzelteile, wenn man sie nur schief anguckt. Das Holz konnte man sich im Baumarkt gratis zuschneiden lassen – schiefe Kanten und Abweichungen bis zu 2cm gabs inklusive. Doch wohin im strömenden Regen? So kam schließlich der Eine oder Andere Kunde des örtlichen K-Marts in den Genuss, bei seiner Ankunft auf Parkdeck 2 einen Backpacker bestaunen zu können, der sein gesamtes Hab und Gut auf 3 Parkplätzen verteilt hat und zu australischer Countrymusik mit einer Axt das Innere seines Vans zerlegt.


Heute konnte ich schließlich in der Einfahrt vom Haus arbeiten, in dem Julius mit 4 anderen gewohnt hat. Dort schlafe ich auch im Moment -die erste Nacht verbrachte ich noch im Van auf der Straße, wurde aber um 1 Uhr Nachts von der Polizei geweckt. Das Werkzeug, welches ich mir von der Yogalehrerin des Community Centers geliehen hatte war eine totale Katastrophe. Aber es ging auch irgendwie mit Muskelkraft. Einfach aber praktisch und absolut stabil – Die Konstruktion ist mit 42cm gerade hoch genug für die große Kühlbox, unser sperrigstes Gepäckstück. Von hinten lassen sich die vier Boxen in das große Mittelfach schieben. Die Boxen sind wirklich groß, in Eine passen zum Beispiel sämtliche Kochutensilien, inklusive großem Gaskocher, Gasflasche, Töpfen und Geschirr. Wir haben nun eigentlich viel mehr Stauraum als wir brauchen, aber dennoch ein bequemes Bett mit Luft nach oben. Am Kopfende liegt der Swag (ein Outdoorschlafsack, welchen mir der Verkäufer von Rudi geschenkt hat), und wird dort fleißig als Rückenlehne missbraucht. Die Matratze geht bis zur Heckklappe, um dort bei offenem Auto noch einen bequemen, überdachten Sitzplatz zu haben.

Alles muss raus
Julius...
... ging zum Frisör
Der neue Vanausbau
Heeeaaps of space, maan!
In den letzten Tagen gab es auch einige Abschiede. Ich traf mich nochmal mit Johannes und Luisa zum Essen und verweilte einen Abend mit Magdalena in der Stadt. Vorgestern traf ich doch tatsächlich Helen wieder, die für ein paar Tage nach Melbourne kam. Jaja, die guten alten Zeiten! 


So, nun ist es gleich ein Uhr nachts, und Alles ist erledigt – Ludwig ist fertig, Wäsche ist gewaschen, Bier ist getrunken. Und hey, Blogeintrag ist geschrieben. Morgen früh geht’s endlich los. Von nun an wird es wieder häufigere Einträge hier geben – und zwar Eindrucksvolle! Bis die Tage,

Euer Sweetheart

15. Mai 2013

Von Zügen und Ampeln

Hallo liebes Tagebuch...

Vorab ein Foto von heute Nacht...

Es ist Donnerstag, 1:30 Uhr morgens. Ich sitze gerade müde und durchnässt im einem Burger King Hungry Jacks mitten in Melbourne und muss irgendwie die nächsten 5 Stunden rum kriegen, bis ich wieder zur Arbeit darf. Klingt, als ob da was schief gelaufen ist? Möglich. Bereits heute morgen um 6:30 habe ich im Hotel angefangen zu arbeiten, wobei ich dank Schlafmangel schon nicht ganz auf der Höhe war. Schließlich war es gestern der letzte Abend mit Daniel und Tom, die heute früh gen Westen aufgebrochen sind. Für den späten Nachmittag kam dann spontan eine Buchung von 85 Personen rein, weshalb Josefine mich darum bat, ihr an der Bar zu helfen. Neben dem normalen Betrieb zu zweit auch noch ein wildes Rudel Freibieraustralier bei Laune zu halten ist schon fast Hochleistungssport! Heftiger war eigentlich nur meine Schicht im Nachtclub des Hotels, wo bis 5 Uhr Nachts bunt angemalte Feierwütige den halben Laden zerlegt haben. 
Der Nachtclub im Hotel - noch heile
Nach insgesamt 13 Stunden Arbeit war ich eben gegen 0 Uhr dann jedenfalls auch gut geschafft, als ich endlich Feierabend machen konnte. Am Bahnhof war dann unter meiner favorisierten Destination allerdings nur eine große schwarze Fläche zu sehen. Uuups! Normalerweise arbeite ich nur am Wochenende an der Bar, wo die ganze Nacht durch Busse nach Altona fahren. Das ist an einem Mittwoch Abend natürlich nicht der Fall, und der letzte Zug ist seit 15 Minuten weg. Tja, dumm gelaufen. Geärgert hat mich das allerdings überhaupt nicht! Ich weiß nicht warum, wahrscheinlich ist man als Backpacker so abgehärtet, dass schlechte Umstände einfach als „immerhin nicht langweilig“ oder „mal was Neues“ abgehakt werden. In der Hinsicht hat mich die Reise doch schon irgendwie verändert. In kritischen Situationen bleibe ich total ruhig und sehe es als Herausforderung, einfach das beste aus der Situation zu machen. Warum auch Energie verschwenden und sich aufregen oder ärgern? Aufgefallen war mir das schon bei meiner Kollision mit dem Lastwagen in meiner ersten Schicht als Pizzafahrer. Da werde ich fast von 2m großen Reifen zerquetscht und hab nichts besseres zu tun als einen dummen Spruch zu reissen und arbeite einfach weiter, als wäre nichts gewesen. Jawoll, ich schweife ab. Ich darf dass, ich bin müde! Zunächst wollte ich also jedenfalls irgendwie per Anhalter nach Altona kommen, doch ein gewaltiger Wolkenbruch und die Tatsache, dass ich in 5 Stunden eh wieder hier sein muss lassen mich nun halt in einem Fastfoodladen übernachten. Wäre schon fast gemütlich, wenn der Vollasi neben mir mal endlich aufhören würde lauthals mit seinem Homeboy zu telefonieren und irgendjemand diese hässliche McSonstwas Maschine zum Schweigen bringen würde! Piep! Piep! Pieeeep! Waaaaarrrgh! 

meine Bar von Innen
meine Bar von Außen










Jedenfalls kann ich nun auch noch eben erzählen, wie ich hier zum Autohändler geworden bin. Eher durch Zufall habe ich die Verkaufsanzeige von Ollie, einem Fleischer aus Deutschland bei Gumtree gesehen. Er wollte bald abreisen, was der Grund für den recht guten Preis von 2500 Dollar Verhandlungsbasis für den Van sei. Soviel hatte ich längst nicht auf dem Konto, aber vereinbarte trotzdem eine Probefahrt. Der Wagen hat mich aus mehreren Gründen angesprochen. Ganz entscheidend ist die westaustralische Registrierung, die mir ein unkompliziertes Ummelden ohne Werkstattcheck ermöglicht und zukünftig beste Wiederverkaufschancen bietet, egal in welchem Staat ich den Wagen wieder verhökern möchte. Ganze 4 Monate „Rego“ waren sogar noch übrig. Kompakte Maße, unauffälliges Äußeres, 4 neue Reifen, Bullbar, ein sparsamer Dieselmotor, Heckantrieb mit Blattfedern und ein ganz guter Innenausbau mit Bett, massig Stauraum und einer brauchbaren Musikanlage sowie jede Menge Zubehör (Kühlbox, Wassertank, Spritkanister, Tisch, Angel, großer Gaskocher etc etc...) waren ebenfalls nicht zu unterschätzen. Der Wagen hat allerdings schon über 375.000km auf dem Tacho. Gerade mal eingefahren! Als Ollie ihn in Perth gekauft hatte, ist ihm wenig später die Zylinderkopfdichtung durchgebrannt, weshalb er für 2000 Dollar den halben Motor hat erneuern lassen. Der Wagen lief super und ich konnte mit Ollie unschlagbare 1800 Dollar aushandeln, die ich ihm nach einer längeren Testfahrt am nächsten Tag geben wollte. Wie ich es ja schon gewohnt war sprang am nächsten Tag natürlich der Wagen nicht an. Die Batterie war frisch ausgetauscht worden, also konnte nur eine defekte Lichtmaschine in Frage kommen. Dass jene defekt war, wusste Ollie vorher. Doof nur, dass die frische Batterie, mit der er den Defekt überspielen wollte für einen Dieselmotor mit Glühkerzen zu klein war. Ich sagte Ollie, dass ich den Wagen so nicht kaufen würde. „Oah nee. Und wenn ichn dir für 1000 dalasse? Dann kann ich am Wochenende aufn Roadtrip und dann is gut. Verloren hab ich eh mit dem Ding“ 1000 Dollar für den Wagen – dass konnte ich unmöglich abschlagen. Fotos folgen!


Ich gewährte Ollie noch ein paar Nächte Asyl in meinem Fuhrpark. Um ein Haar hätte ich ihm noch sein Longboard abgekauft – echt praktisch so ein Teil! Auf dem Weg zum Kloster, wo es kostenloses Essen gibt und wo wir den Kaufvertrag fertig machen wollten ist dann mal wieder etwas Unglaubliches passiert. Eine von den Situationen, wofür ich Australien liebe und hasse. Ein frischer Strafzettel weht im Wind an unserer Windschutzscheibe, als Ollie anhält, um ein paar Fußgänger die Straße passieren zu lassen. Er fährt wieder los – dass er gerade an einer roten Ampel gestanden hatte war ihm offenbar entgangen. Nicht entgangen hingegen war es der Polizistin in ihrem Einsatzfahrzeug hinter uns. Jackpot! Die Sirene heult zwei mal laut auf. Wir halten an und steigen aus. Die Polizistin hält Ollie ihren Ausweis unter die Nase. „What the hell are you doing? Didnt you see that redlight?“ Ollie, in seiner gelassenen Art, entgegnet nur „Wich redlight?“ - „that redlight around the corner. You cant even remember it?“ Entsetzen steht in ihrem Gesicht. Mitten im belebten Viertel St. Kilda eine Fußgängerampel zu übersehen kann aber natürlich auch anders ausgehen. Ich erklärte ihr, dass ich Oliver wohl in dem Moment etwas mit dem Radio abgelenkt haben muss. „Can i see your drivers licence?“ Natürlich hat Ollie einen Führerschein, allerdings hat er den Ausweis neulich beim Kitesurfen verloren und seitdem ein Ersatzpapier dabei. Das hätte er natürlich sagen können, aber irgendwie kam nur Folgendes aus seinem Mund: „I have no drivers licence in the moment...“ Ollie halt. Der Polizistin blieb ein paar Sekunden der Mund offen stehen, bis sie ihn schließlich dazu benutzte meinen persönlichen Satz des Monats von sich zu geben: „Too much paperwork.“ Was? „Maybe you shouldnt drive without a drivers licence! Let him drive the car“ Sie deutet auf mich, steigt in ihr Polizeiauto und fährt davon. Ist das gerade wirklich passiert? Typisch Australien – Übertrieben strenge Regeln für Alles, aber meistens interessiert es keine Sau. Je nach Laune des Ordnungshüters bekommt man mal eine 800 Dollar Strafe, wenn man nicht angeschnallt ist; mal wird man einfach an der Straße stehen gelassen, wenn man offensichtlich ohne Führerschein über eine rote Ampel fährt und leicht verpeilt angibt, sich daran nicht erinnern zu können. Australien halt.

Die neue alte LiMa
Mittlerweile habe ich die Lichtmaschine also ausgebaut und nach einem Ersatzteil gesucht. Nach langer Suche war klar – das Teil gibt es nicht als Ersatzteil zu bestellen. Ein Schrottplatz hat mir das Gerät, wo bei Dieselfahrzeugen auch immer eine Vakuumpumpe mit dranhängt, für 200 Dollar mit 12 Monaten Garantie repariert. Es ist echt beeindruckend, wie viel man als Individualreisender wirklich dazulernt. Unendlich viele unbekannte Situationen und Probleme die es irgendwie zu meistern gilt. Autos ist da nur Eines von vielen Beispielen. In Deutschland hatte ich nur Ahnung vom Nötigsten, mittlerweile traue ich mich an fast Alles selber heran und werde immer besser. Kein Wunder bei den alten Backpackerkarren, wo Alles mal kaputt geht – dann muss man ja auch Alles mal reparieren! Wo ich gerade dabei bin große Töne zu spucken: Beim Einbau der Lichtmaschine habe ich natürlich vergessen die Batterie abzuklemmen. Bzzz! Die komplette Zündung war außer Betrieb. Jippieh! Mit viel Sucherei, einem Beitrag in einem Internetforum und den Tipps meines Onkels habe ich mittlerweile Eine Hauptsicherung ausgetauscht und ein weiteres defektes Teil gefunden, aber warum nach wie vor kein Zündfunke kommt weiß ich noch nicht. Wahrscheinlich hat sich irgendein Relais geopfert, um mir den Tag zu versauen. Da bin ich jedenfalls noch dran! 

Der Onkel unterm Messer
Übeltäter gefunden
Am Wochenende hatte die Kommune in der Wohnung von Johannes und Luisa eine kleine Abschiedsfeier. Gefahren bin ich mit Rudi, da es mein einziges fahrtüchtiges Auto war – ohne Versicherungsschutz und unregistriert quer durch Melbourne. Wir biegen um die Ecke, da rutscht mir fast das Herz in die Hose: Polizeikontrolle. Alle Autos werden an die Seite geleitet. Glücklicherweise musste ich nur ins Röhrchen pusten, dann konnte es weiter gehen. Dennoch, mir ging ordentlich die Pumpe! Der Abend war schön, wenn man von unserem schrecklichen Gesang zu 90er Hits auf Daniels Handyvideo mal absieht, was wir uns vor einem festlichen Brunch noch anschauen durften. Morgen wird der Rudi übrigens abgeholt. Für 600 Dollar gekauft und ein wenig aufgemöbelt bekomme ich für das Teil doch tatsächlich 1750 Dollar, ohne dass ich Jemanden übers Ohr haue. Da habe ich wohl mal ein gutes Händlerhändchen gehabt! Burgundi wird höchstwahrscheinlich abgemeldet und verschrottet. Jetzt muss ich nur noch Onkel Ludwig flott machen, dann kann es losgehen. Der Name entstand übrigens, als ich gelangweilt „Van“ bei Google eingegeben und „Ludwig Van Beethoven“ gefunden habe. Das „Onkel“ gab es noch dazu, weil er nun mal schon alt und ein wenig träge ist. An dieser Stelle beste Grüße nach Holzhausen! ;-)

Am Wochenende werde ich meinen Job kündigen, um spätestens am 28. Mai meinen letzten Arbeitstag zu haben. Noch 12 Tage! Bis dahin muss der Onkel laufen, aber das klappt schon irgendwie. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich darauf freue wieder umher zu streunen. Dann gibt es hier auch endlich wieder knallbunte Reiseberichte mit jeder Menge Fotos, wie ihr sie aus Asien hoffentlich noch in Erinnerung habt. Ohne Zeitdruck der Sonne hinterher. Bald...

So, den Umständen entsprechend wurde und wird von so unnützem Zeug wie Rechtschreibfälerkorrektur, Satzbau oder gar inhaltlicher Struktur heute mal abgesehen. Es ist gleich halb 4, und wenn ich meine Frühschicht und den Autoverkauf hinter mir habe werde ich zum ersten mal im Van schlafen – und zwar lange.

Haunse!
Der Herr Gweg


P.S.: Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep. Piep.

6. Mai 2013

Pimp my rudi

Moin Moin!

Ich bin noch immer in Melbourne und war in den letzten Tagen viel damit beschäftigt, an den Autos zu schrauben. Ziel war es, aus den zwei Gurken ein gutes mobiles Zuhause zu basteln. Mein ursprünglicher Plan war dabei, einfach die Kennzeichen und Fahrgestellnummer zu tauschen, da der alte Wagen noch eine gültige Registrierung besaß. Das ist natürlich nicht die feine englische Art, aber man muss sich ja irgendwie zu helfen wissen, wenn einem Schubkarren voller Steine in den Weg gelegt werden. Die kriminelle Energie ist als Backpacker ohnehin größer, als zuhause – Strafzettel werden einfach nicht bezahlt, Waschmaschinen mit Wattestäbchen aktiviert und die Waage an der Selbstbedienungskasse im Supermarkt ist des Backpackers bester Freund. Salami oder Möhren, wo ist da schon der Unterschied? Das mag man nun für richtig halten oder nicht, so läuft es hier eben, und sollte daher in einem authentischen Reiseblog auch mal erwähnt werden. 
Jedenfalls war der Kennzeichentausch im Endeffekt doch schwieriger als gedacht, da an jedem Auto mehrfach Identifikationsnummern versteckt und verbaut sind. Problematisch war daher vor Allem die Entsorgung des alten Wagens, und wenn wirklich mal etwas passiert hat man unter Umständen keinen Versicherungsschutz. Ich entschied mich also dafür, doch zu versuchen Rudi zu registrieren. Es mag immer ein wenig albern klingen, doch ist es eigentlich Tradition, dass Backpacker ihren Autos einen Namen geben, und ich finde das auch ganz gut. Warum ich den Wagen Rudi genannt habe weiß ich übrigens auch nicht, wahrscheinlich hat mein Unterbewusstsein das „bugn“ aus „Burgundi“ entfernt und übrig blieb nun mal „Rudi“. Das gleiche Auto wie vorher also, nur ohne Bugs. Man könnte es ein gutes Omen nennen, doch Omen gibt es wohl leider nicht.


Nachts am Yarra River

Um im Staat Victoria den Besitzer eines Autos zu wechseln, muss der Behörde das sogenannte Roadworthy Certificate vorgelegt werden. Ein ursprünglich ähnlicher Sicherheitscheck, wie ich ihn schon mit Burgundi in Sydney (im Staat New South Wales) machen musste. Ich machte also einen Termin bei der Werkstatt von Alan, der ein Freund von einer der Damen des Community Centers war. Ich sollte mich dort als Bekannter von ihr ausgeben, da Werkstätten ahnungslose Backpacker, die eh bald wieder weg sind und auch keine Kunden vergraulen gerne mal ein wenig ausnehmen. Vor dem Termin habe ich alle Sicherheitsrelevanten Teile des Wagens überprüft, da offiziell nur diese bei dem Check überprüft werden sollen.
 Außerdem habe ich viele Teile von Burgundi und Rudi ausgetauscht, die bei Ersterem einfach in besserer Verfassung waren. Räder, Steinschlagschutz, Bullbar, Dichtungen, Luftfilter, Zierleisten, Kofferraumhydraulik und diverse Teile des Interieurs haben den Wagen gewechselt. Besonders die Bullbar war eine Herausforderung, doch glücklicherweise hat Daniel mir mit einer Engelsgeduld geholfen. Anschließend habe ich den Wagen komplett sauber gemacht und das Öl gewechselt. Ich habe extra dickeres Öl verwendet, da der Motor ein kleines Leck hat. Der Schlüssel funktionierte nur einseitig, weshalb ich einen komplett Neuen anfertigen lassen habe. Der Türke im örtlichen Schlüsseldienst hat mir die sonst 14 Dollar teuren Kopien dessen fast geschenkt, und noch einen Aluminium Titan Möchtegern Spezial Schlüssel obendrauf gelegt. Der Grund: Ich bin Deutscher, und die Deutschen hätten den Türken im Weltkrieg ja Waffen verkauft, und es leben ja auch so viele Türken in Deutschland, da müsste man zusammenhalten. Okay!




Es war also soweit, der entscheidende Tag stand vor der Tür. Ich brachte Rudi zur Werkstatt, wo er eine knappe Stunde lange von drei Mechanikern eingehend untersucht wurde. Am Ende war ich 120 Dollar ärmer und bekam einen Zettel in die Hand gedrückt, auf dem 11 Punkte vermerkt waren, die für die Roadworthy noch erledigt werden müssten. Lenklager, Achslager, Ölleck am Motor und am Getriebe und einen Teil des Auspuffs sollte ich doch bitte innerhalb von 7 Tagen reparieren, um mal nur die unmöglichen Dinge aufzuzählen. Ach und die Windschutzscheibe muss raus um deren Rahmen zu entrosten, da dort ein wenig Flugrost sei. Sogar ein kleiner Riss in einer der Rücklichtkappen wurde bemängelt. What? Offensichtlich hat sich im Reglement in den letzten Monaten einiges geändert. Seit neuestem haften die Werkstätten für den Zustand des Autos und müssen rückwirkend alles umsonst reparieren, was sie übersehen haben. Dementsprechend kann momentan in ganz Victoria kaum ein altes Auto angemeldet werden und die Preise purzeln. Hier zeigt sich mal wieder, wie zurückgeblieben Australien doch irgendwo ist. Einen Bundesstaat weiter wird wieder alles komplett unterschiedlich gehandhabt, jede Rostlaube wird ohne Überprüfung angemeldet und kann anschließend in ganz Australien legal fahren – lächerlich. Am selben Tag wurde mir noch spontan meine lange Arbeitsschicht abgesagt und ich war mal wieder ziemlich frustriert. Immer noch im schon kalten Melbourne, kaum Geld gespart, zwei Autos - von denen Eines nicht fahren kann und Eines nicht fahren darf – so hatte ich mir das nicht vorgestellt!

Aber gut, irgendwie musste es ja weitergehen. Die zwei folgenden Tage verbrachte ich also fast durchgängig in der Library – Informationen sammeln. Wie sieht der Automarkt und dessen Reglement in anderen Staaten aus? Wie viele Mitfahrgelegenheiten gibt es? Wo ist und bleibt welches Wetter? Was passiert wenn man illegal fährt? Wieviel Erstattung bekomme ich für die alte Registrierung und Versicherung? Wie sieht es aus mit meinem Visum und Fristen? Wo will ich eigentlich hin? Mein neuer Plan stand fest: Burgundi wird so oder so abgemeldet und günstig verkauft oder verschrottet. Vorher rüste ich noch sämtliche brauchbaren Teile auf Rudi um, die erst nach dem „Sicherheitscheck“ machen wollte. Zum Beispiel das Bettgestell, welches ich bereits vor knapp 2 Monaten eingebaut hatte. Damals hatte ich mir einfach für 50 Dollar Holz gekauft (die Stahlwinkel hatten dieselbe Farbe wie der Einkaufswagen und waren somit kostenlos...), Werkzeug aus dem CC und von Anwohnern geliehen und munter drauflos gesägt und geschraubt. Das Ergebnis war wirklich gut – Ein bequemes, stabiles Bett und jede Menge Stauraum. Ich hatte es so gebaut, dass man an sämtliche Fächer und Klappen gut herankam und es am Stück aus dem Wagen rausheben konnte. Bei offener Heckklappe hat man einen gemütlichen überdachten Sessel mit Blick ins freie für zwei Personen – Autokino mal anders. Ebenfalls übernehmen wollte ich die 200 Watt starken Scheinwerfer, die ich bereits in Burgundi gebastelt hatte. Glaubt mir, wenn man die anmacht braucht man keine Sonne mehr! 


Dann war es mein Plan, auch Rudi für einen guten Betrag zu verkaufen, um anschließend als Mitfahrer Richtung Norden zu reisen. Die nächsten zwei Monate wollte ich günstig durch das Zentrum in den Norden und von dort an die Westküste, um dort länger zu arbeiten. Dort hätte ich mir wieder ein Auto zum Wohnen gesucht. In Westaustralien ist es am unkompliziertesten ein Auto zu kaufen. Solange die Rego nicht abläuft braucht man keinen Werkstattcheck, und man kann den Wagen auch in anderen Staaten problemlos verkaufen und ummelden. Dementsprechend sind die Autos natürlich oft fürn Arsch in bedenklichem Zustand. Sollte ich Rudi nicht verkauft kriegen, bliebe mir keine andere Wahl als illegal und unversichert selbst Richtung Norden aufzubrechen.

Das war also der Plan. So oder so sollte es über die berühmte Great Ocean Road und die Grampains, über Adelaide und Cooper Pedy zum noch berühmteren roten Felsen in Australiens Mitte gehen – Ob nun mit Rudi oder als Mitfahrer. Wie das mit Plänen so ist in Australien kam natürlich wieder alles anders. Immer kommt alles anders. Wenn hier mal etwas nach Plan läuft, dann ist wohl irgendetwas nicht in Ordnung. Gut so! Was passiert ist? Autohandel Steinmeier hat wieder Zuwachs bekommen: Seit gestern bin ich im Besitz von drei Autos. Drei Autos! Hätte mir das einer vorher gesagt, ich hätte ihm wohl den Vogel gezeigt. Ein Minivan namens Onkel Ludwig wird mein Zuhause für die nächsten Monate! Wie es dazu kam und was der Onkel so drauf hat erzähle ich euch im nächsten Bericht! Den gibt es diesmal zeitiger, versprochen! In zwei, spätestens drei Wochen möchte ich ohnehin aufbrechen, und es wird wieder häufiger Einträge hier geben. Und wenn ihr (und Ich!) Glück habt stehen da dann auch wieder andere Dinge drin als Arbeitssuche und Autoprobleme. Ein gigantischer Roadtrip steht vor der Tür und ich kann es kaum erwarten endlich wieder loszuziehen! Yihaaaa

Euer Flo