21. Juni 2013

Klapperkastenkamelkarawane

So, direkt noch ein Eintrag! Dann habt ihr auch schön was zu lesen am Wochenende. An verwandte Technikfossile: Rechts in der Spalte sind die Blogeinträge aufgelistet. Neue Einträge sind immer oben, die teilweise nur wenig älteren Einträge (dann weiter unten) wollen dennoch zuerst gelesen werden. Einfach anklicken – Magisch, oder?

Nach besagtem unvergesslichem Abend am Ullullurrulurululolu nächtigten wir auf einem nahem Campingplatz in Curtin Springs und gesellten uns zu ein paar deutschen Mädels an ein Lagerfeuer. Es war extrem lustig, da die Mädels sowas von klotzhohl nicht gerade Rocket Scientists waren, wie Julius so schön sagte. Am nächsten morgen fehlte außerdem sein Campingstuhl. Er schaute mich ganz verdattert an und sagte, er hätte vorhin im Halbschlaf irgendetwas von wegen „Hää, die Stühle passen nicht mehr rein!“ gehört. Ich bin fast gestorben vor Lachen. Jetzt sitzt halt immer Einer auf einer Plastikwanne. Als sich mein Bauch ein wenig beruhigt hatte ging es weiter. Das nächste Ziel hieß Kings Canyon. Beim Tankstopp auf dem Weg wurde mal wieder ein tiefer Griff in den Geldsack fällig – die Abgeschiedenheit machte sich auch in den Spritpreisen deutlich bemerkbar. 2,35 statt 1,45 Dollar für den Liter Diesel, das macht auf Dauer schon einen Unterschied. Gut, dass Ludwig so sparsam ist. Da stört es auch nicht, dass wir ein wenig langsamer unterwegs sind. Wir erreichten schließlich den Watarrka Nationalpark und begannen unsere Wanderung durch und über die berühmte Schlucht. Und was soll ich sagen, der Kings Canyon ist der Hammer. Er gefiel uns besser als der Uluru oder die Olgas. Ich lasse einfach mal die Bilder für sich sprechen...


Im Garten Eden, wie die grüne Oase am Ende der Schlucht genannt wird, trafen wir zwei ältere Herren mit teuren Kameras. Sie sind Teil der vierköpfigen Badasscrew, wie wir die muntere Rentnertruppe nennen. Einer von ihnen zog sich spontan aus und ging trotz großem Verbotsschild im eiskalten Wasser baden. „Here comes that dude from lord of the rings!“ Dabei kam er natürlich nicht auf die Idee, seine Fluppe vorher wegzuwerfen. Die hinderte ihn schließlich ein wenig daran, deutlich die unartigen Wörter zu formulieren, mit denen er lauthals sein Missfallen der Wassertemperatur kundtat. Am Parkplatz trafen wir die anderen Beiden. Cowboystiefel, Lederjacke mit Whiskeypulle, ein Auto voll Grümpel. Sie reisen nach Lust und Laune um den Kontinent, wobei sie neben einem alten Bus auch einen uralten Landcruiser mit über 1mio Kilometern nutzen. Was für eine tolle Truppe! Wir unterhielten uns ein wenig und beschlossen schließlich, es zu wagen: wir wollten versuchen, über die unbefestigte Mereenie Loop Road nach Alice Springs zu gelangen. 



Am nächsten Morgen ging es los. Wir trafen noch ein österreichisches Pärchen, welches uns ihr 105.000 Doller teures, klappbares Reisemobil zeigte und vor Uranstrahlung im Kakadu Nationalpark warnte. Na gut. Der erste Teil der Piste war noch gut befahrbar, danach wurde es heftig. Nicht unpassierbar, aber wir wurden den gesamten Tag lang richtig gut durchgeschüttelt. Es grenzt an ein Wunder, dass die Seitentür noch nicht rausgefallen ist. Die letzten 40km vor Hermannsburg waren am Schlimmsten. Im zweiten Gang quälten wir uns vorwärts, oftmals fuhr ich im Sand neben der eigentlichen Straße, da es dort besser ging. Der Wagen klapperte so stark, dass ich den Toyota-Schriftzug auf meinem Lenkrad kaum noch lesen konnte. Aber es hat sich gelohnt! Wir sahen jede Menge wilde Pferde (Julius hat sich einen ganzen Pferdekalender zusammenfotografiert) und schließlich stand ein Kamel auf der Straße. Es schaute uns ganz verdutzt an und begann anschließend, vor uns her zu galoppieren, wenn man das so nennen kann. Das sah vielleicht ulkig aus! Wir sahen außerdem eine Horde wilder Dingos, die gierig ein totes Kamel am Straßenrand beäugten und eine merkwürdige Kette aus großen Raupen, die ich zunächst für eine kleine Schlange gehalten hatte. Ein toller Trip – man sieht einfach so viel mehr auf diesen Straßen, als auf dem Highway. 

Diesem Truck fuhr zur Warnung ein Geländewagen weit voraus. Oversize! Weg da!


Wiedersehen mit alten Bekannten

 
Offroad nach Alice
Am späten Abend erreichten wir Alice Springs, die ehemalige Telegrafenstation mitten im Zentrum Australiens. Hier sitze ich nun und schreibe fleißig Blog. Alles, was so anfällt, wird erledigt: Waschen, Einkaufen, Bilder sortieren, Bier trinken, Gasflasche auffüllen, Behördenkram etc.! Spätestens morgen früh geht es dann wieder weiter gen Norden. Es dürfte nicht mehr lange dauern, bis wir die tropische Zone erreichen. Hier im Outback herrschen nachts noch Minustemperaturen. Meine Wettervorhersage zeigt dauernd eingefrorene Sonnen – da hat wohl jemand zu früh Physik abgewählt. Sommer, wir sind auf dem Weg! Warte auf uns!

So, jetzt seid ihr wieder auf dem Laufenden! Lasst mal was von euch hören!

Florian

P.S.: Julius hat jetzt auch mit dem Blogschreiben angefangen. Ich muss wohl nicht erwähnen, von wem sein hach so kreativer Blogname stammt. Er hat einen wirklich schönen Schreibstil, falls ihr unsere Abenteuer also nochmal aus einer anderen Perspektive lesen wollt findet ihr seinen Blog in meinen Linktipps!

Im Herzen Australiens

Es war ein wenig frustrierend, Stunden lang gen Süden zu fahren, wenn man doch eigentlich in den warmen Norden möchte. Der Schwenker hat sich aber in jedem Fall gelohnt – Man bekommt einfach immer viel mehr von Flora und Fauna zu sehen, als wenn man auf dem Highway unterwegs ist. Oder von Roadtrains, die nachts um 3 das Schild „T-Kreuzung voraus“ nicht gesehen haben.


Die Motivation war aber groß – auf uns wartet viel! Es ist nur noch.. äääh... 80 Stunden Fahrt entfernt! Der Stuart Highway führt von Port Augusta bis ans nördliche Ende der Welt Australiens. Die Straße ist ungefähr so spannend wie ein Stummfilm für Blinde – keine Spur mehr von all den Kängurus, die uns bis vor kurzem noch aus allen denkbaren Richtungen beäugt hatten. Es ging tiefer und tiefer ins Nichts hinein. Ab und zu steht ein altes Autowrack am Straßenrand. Was soll man auch machen, wenn einem hier der Wagen verreckt? Glücklicherweise schnurrt Ludwig wie ein Kätzchen. Etwas Öl und ein paar gute Worte, und er bringt uns an jedes Ziel. Da stört es auch nicht wenn man ab und an mal eine Schraube findet. Ein echter Glückskauf!

Endlose Weite

Mitten im Nichts war die Straße ein Stückchen breiter als sonst. Ein großes Schild zeigt, warum: Hier landet ab und zu mal ein Flugzeug. Der RFDS (Royal flying doctor service) rückt an, wenn er gebraucht wird. Man kann ja im Notfall schlecht eben ins nächste Krankenhaus fahren. Nach mehreren Ewigkeiten erreichen wir schließlich Coober Pedy. Ein Blick auf die Karte zeigt: Es ist wohl noch das Eine oder Andere Stündchen Fahrt bis in den Norden. In Coober Pedy dreht sich alles um Opale. So ziemlich Alle der bunten Edelsteine stammen aus diesem Höllenloch der kargen Einöde australischen Wüstenlandes. Krater und Schutthügel reihen sich aneinander, es sieht ein wenig so aus, wie man sich eine erste Siedlung auf dem Mars vorstellen würde. Aufgrund der enormen Hitze im Sommer hat man hier einfach in die Erde gegraben, um eine Wohnanlage oder eben eine Kirche zu schaffen. Wir treffen schon wieder Tor und Alex und kochen mitten in Coober Pedy auf einem Aussichtspunkt, wobei die Sonne langsam über der gespenstischen Siedlung versinkt. Ich mochte die Atmosphäre, doch Julius hatte dafür wenig übrig. Er war gerade dabei sich das Rauchen abzugewöhnen, hatte seit drei Tagen keinen Tabak mehr und war nach eigener Aussage charmant wie Hitler. Wir schlenderten noch im Dunkeln durch die Stadt, doch bis auf zig Opalbörsen und die Raumschiffrequisite aus „Pitch Black“ gab es nicht sonderlich viel zu sehen.

Es dauert zwei weitere Tage, bis wir die Abzweigung gen Westen erreichen, die zum berühmten Red Center führt. In der Zeit passierte nicht sonderlich viel – Ewige Leere, die Straße vor sich und vereinzelt mal ein anderes Auto – so wie man sich eine Fahrt auf dem Highway durchs Outback eben vorstellt. Eines Abends gab es dann doch ein wenig Action: Ein wildes Tier hat unseren Käse geklaut. Im Dunkeln waren jedoch immer nur die reflektierenden Augen zu erkennen. Es kostete mich diverse Strategien und einige Blitzlichtfotos, um das unbekannte Monster zu identifizieren: Es war eine Katze. Miau.
Tzz! Die wahre Experience steht rechts!

Da Isser! Da Isser!
Wir passierten den Einen oder Anderen Möchtegern-Uluru, bis wir schließlich das Original am Horizont erspähten. Uns grüßten zwei tote Kühe am Straßenrand, und alle paar Meter waren wieder die Deppenschilder zu sehen, die es schon an der Great Ocean Road zuhauf gegeben hat: Drive left in australia! Bitte anschnallen!“ Ein paar Busse später hatten wir Gewissheit – wir sind wieder da, wo Alle sind. Leider war der rote Berg im Herzen Australiens auch bei den Wolken nicht unbeliebt. Nur ab und zu schaute die Sonne hindurch, und morgens gab es Nieselregen – Nieselregen, Hallo!?! Der Rundweg um den Ayers Rock (Uluru) war auch nicht sonderlich spektakulär. Ein großer, roter Felsen im Nichts – Definitiv ein schöner Ort, aber vielleicht doch ein wenig gehyped, um mal wieder ein richtig schön schreckliches denglishes Wort zu benutzen. Der Aufstieg auf den 348m hohen Felsen war aufgrund des Wetters gesperrt. Schade, da ich wirklich gerne hinauf geklettert wäre, auch wenn es in den Augen der Aboriginekultur frevelhaft ist. Es gibt sogar ein „Sorrybook“ und diverse „I didnt climb the uluru!“-Artikel im Besucherzentrum. Ich finde aber, Glaube sollte andere Menschen nicht in ihrer Freiheit einschränken dürfen. Von mir aus können die Moslems mit ihrem Teppich auch im Kölner Dom ums Kreuz tanzen!

Felsmalereien

Wesentlich besser gefällt mir hingegen der Weg durch die Olgas, der zweiten und etwas weniger bekannten Attraktion im Katatjuta Nationalpark. Diese Ansammlung vieler Miniulurus hat man schon 50km vorher am Horizont erkennen können. Das „valley of the winds“ ist ein atemberaubendes Tal mittendrin, in dem man von rotem Fels nahezu verschlungen wird. Ich lernte noch eine nette Schwedin kennen, die Aboriginekunst an Touristen verkaufte. So kam ich letztendlich auch in ein „Gespräch“ mit einer Aborigine-Oma und konnte mir ein Lesezeichen nach traditioneller Art malen. Voll künstlerisch wertvoll und so...



Als wir uns nach drei Tagen Abends auf den Weg machen, um den Park zu verlassen, war ich ein wenig enttäuscht. Ich konnte das ganze Tara um den Uluru nicht wirklich nachvollziehen. Vielleicht, weil wir aufgrund des Wetters keinen der atemberaubenden Sonnenuntergänge zu sehen bekamen, die den Berg angeblich in allen Rottönen aufleuchten lassen. Aber dass, was Australien für mich ausmacht, sind ohnehin nicht die bekannten Orte. Mein Blick wanderte aus dem Seitenfenster auf zwei blaue Punkte am Berg. Hö? Blaue Punkte? Gibts doch gar nicht! Offensichtlich war der Aufstieg geöffnet. Da es schon leicht dämmerte, wird dass aber wohl nicht mehr lange so bleiben. Ich wendete sofort und heizte zum Startpunkt des Aufstiegs, wobei mein Fahrstil laut Julius dem eines „letztens Spacks“ recht nahe kam. Und tatsächlich, ich hatte Glück, der Aufstieg war noch offen! Ich schnappte meinen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Gipfel, während Julius mit Ludwig zu einem nahen Aussichtspunkt fuhr. Der Aufstieg war nicht Ohne, es gab wenn Überhaupt eine Eisenkette zum Festhalten an den steilsten Passagen. An den Seiten ging es irrelevant viele Meter hinunter. Kein Wunder, dass hier schon etliche Menschen ihr Leben gelassen haben. Es wunderte mich, da in Australien normalerweise jeder höhere Bordstein mit zwei Zäunen und 10 Schildern gesichert wird. Immerhin hing ab und zu ein Defibrillator an der Kette.
Das erste Stückchen ist geschafft!
Ich war offensichtlich der letzte, der den Aufstieg wagte. Auf halbem Weg kamen mir noch ein-zwei Leute entgegen, danach war ich Alleine. Es war gespenstisch still, nur mein eigenes Schnaufen hallte über das steinige Auf und Ab, wobei der Weg durch eine gestrichelte Linie am Boden markiert wurde. Etwa 400 Höhenmeter später hatte ich es dann geschafft – ich war oben! Und zwar ganz alleine. Ich suchte mir ein nettes Plätzchen und wartete auf den Sonnenuntergang. Es war bewölkt, doch sollte es mein bisher Schönster werden. Licht fiel in allen Farben durch die Wolkendecke auf die Olgas, die klar am Horizont zu erkennen waren. So ziemlich alle Farben des Regenbogens waren irgendwo vertreten. Um das sicherzustellen gab es dann wenig später noch einen Regenbogen von einer Wolkendecke in die Andere. Wow! Meine Kamera war leider nicht ansatzweise in der Lage, diesen epischen Moment festzuhalten. 


 Fortsetzung folgt!