22. Dezember 2012

Roadtrip nach Sydney

Hallo und lieben Gruß aus Sydney,
wo ich heute morgen angekommen bin! Da euch vor lauter Vorfreude und Hochspannung auf den nächsten Blogeintrag natürlich schon fast die Augen platzen wird es Zeit, von den erlebnisreichen vergangenen zwei Wochen zu berichten. Zunächst bin ich noch einige Tage in Brisbane geblieben und habe organisatorische Dinge geregelt. Mittlerweile habe ich somit unter anderem ein neues Handy, die australische Nummer findet ihr im Kontaktbereich. Am besten kurz anklingeln, ich habe einige Freiminuten auch nach Deutschland. Nachts waren die meisten Institutionen aber leider geschlossen und ich sah mich gezwungen das Nachtleben Brisbanes auf die Probe zu stellen. Also war ich mit verrückten Australiern unterwegs, habe den Casinogewinn eines noch verrückteren Asiaten versoffen und wurde nachts um 3 inklusive Begleitung aus der Lagune geworfen. Ich bekam ein kleines Bier und einen schwarzen Sambuca für 14 Dollar spendiert und spielte i-never-ever auf der Dachterrasse meines neuen Hostels. In der australischen Variante des bekannten Spiels muss man die Geschichte dazu erzählen, wenn man als Einziger einen Schluck trinkt. Doch so konnte es natürlich nicht ewig weiter gehen, denn Brisbane ist teuer.

Mein Plan war es, ein billiges Auto zu kaufen in dem man auch Schlafen kann. Die Hostelmiete macht einen Großteil der laufenden Kosten aus, und mit einem Auto findet man leichter Arbeit und kann ganz nebenbei außerdem prima durchs Land reisen. Ich fand auf Gumtree einen Van für etwa 2000 Dollar und setzte mich am nächsten Morgen für eine gute Stunde in den Zug, um für eine Probefahrt nach Beenleigh zu kommen. Bill, der Besitzer des Vans war ein netter Australier, der auch Couchsurfer bei sich Zuhause aufnimmt. So fuhr ich also mit Bills Frau auf dem Beifahrersitz das erste Mal in Australien Auto. Der Linksverkehr war überhaupt kein Problem, aber der Van fuhr sich wie ein Panzer. Um vom zweiten in den dritten Gang zu schalten musste man dermaßen gegen den Schaltknüppel treten, dass man Angst hatte ihn durchzubrechen. Bei 80kmh auf dem Highway war Schluss, und wenig später fing der Mitsubishi an zu ruckeln und murren bis schließlich der Motor ausging und auch aus blieb. Ich musste Bill anrufen, der die Batterie neu wechselte und die Kiste schließlich im ersten Gang zurück zu seinem Haus quälte. An sich war der Wagen in Ordnung, es war eine riesige Matratze und viel nützliches Zeug verbaut und auch die Panne war lediglich auf die Batterie zurückzuführen, da beim Benziner ohne Lichtmaschine nun mal auch der Motor nicht läuft und der Van länger nicht bewegt worden war. Allerdings ist ein Getriebeschaden extrem teuer, weshalb ein Van mit dem Schaltverhalten absolut nicht in Frage kommt.

Beim Free-BBQ des Hostels lernte ich schließlich durch Zufall Marinella, Sebastian und Corinna kennen. Nella und Seba, wie sie sich selbst nennen, planten einen einwöchigen Roadtrip nach Sydney und hatten noch Platz im Auto – ja warum auch nicht! Am übernächsten Morgen also machten wir uns im randvoll geladenen Mietwagen auf in Richtung Süden. Beim Großeinkauf im Coles schloss sich Ted unserer Gruppe an. Ted kommt gebürtig aus China und hat sehr starken Haarwuchs. Er redet nicht sehr viel, isst nichts und hat auch kein Problem damit kopfüber auf der Armlehne mitzufahren, weshalb er sich auch nicht an den Benzinkosten beteiligen muss. Unser erster Stopp war in Surfers Paradise, wo ich das erste mal in Australien im Meer schwimmen ging. Nie zuvor stand ich dermaßen hohen Wellen gegenüber. Es war ein regelrechter Wettbewerb unter den Badegästen, wer es am weitesten aufs Meer hinaus schaffte. Immer wieder wurde man von den Wassermassen erfasst und fand sich kurze Zeit und einige Überschläge später deutlich näher am Festland wieder. Gegen Abend erreichten wir Byron Bay, einen der bekanntesten Strände der Ostküste. Wir grillten an einem der zahlreichen öffentlichen BBQ-Plätze und tranken Goon am Strand. Als wir irgendwann nachts aus einer Disco kamen suchten wir bei Google Maps nach möglichst viel „Pampa“, um einen versteckten Platz für unsere Zelte zu finden.

Unser Platz im Yurygir NP
Uuups
Nach einem herrlichen Bad in Meer ging es am nächsten Morgen weiter in den Yuraygir Nationalpark. Wir wollten Kängurufleisch grillen und Sebastian und ich versuchten, ein Feuer zu machen. Das war jedoch nicht so einfach, da Sebastian extrem dominant ist und alles stets nach seiner Nase tanzen muss. Feuer machen, Grillen, das Auto über schwierige Stellen lotsen oder das Navi bedienen. Leider war er in keinem der Dinge sonderlich talentiert, doch im Endeffekt waren natürlich immer die Anderen Schuld. Oder eben die Kohle, das Auto oder das Navi. In den gesamten sieben Tagen konnte er nicht einen einzigen Ratschlag ohne Widerspruch akzeptieren, was in manchen Situationen sehr anstrengend war. Es soll aber kein falscher und einseitiger Eindruck hier entstehen, er ist absolut ein netter Kerl und wir hatten viel Spaß zusammen. Nur ist mir an seinem Beispiel bewusst geworden, dass man keine sehr langen Trips mit Leuten planen sollte, die man nicht gut kennt. Einige Tage sind spontan immer richtig, aber ich würde beispielsweise nicht mit Leuten, die ich erst 2-3 Tage kenne ein Auto zusammen kaufen um zusammen zu reisen. Klingt logisch, aber so machen es sehr viele Leute hier. Jedenfalls werde ich so schnell nicht vergessen, wie er über der funktionsuntüchtigen, da in die Asche geworfenen Kohle begann, die rohen Hackfleischscheiben schief übereinander zu stapeln. Total perplex fragte ich, was er da vorhat und durfte mir einen Vortrag anhören, ich solle meine typisch deutsche, negative Einstellung ablegen und ergebnisorientiert denken. Um Streit aus dem Weg zu gehen hat man solche Dinge dann eben so stehen lassen. Man muss sich wohl auch ein wenig anpassen können, wenn andere Leute schon so lieb sind einen mit auf die Reise zu nehmen, ohne sich an den Kosten für den Mietwagen zu beteiligen. Auch wenn die Burger zwei Stunden später ziemlich... naja... ergebnisorientiert geschmeckt haben war so immerhin Platz für das Kängurufleisch, welches ähnlich wie Rindfleisch gebraten werden muss und auch schmeckt. 

So wird gegrillt!
Das Vieh mit meinem Steak
Stolz wie Oscar und mit breitem Grinsen biss ich schließlich in mein erstes Kängurusteak, während etwa drei Meter neben uns ein Raubvogel landete. Er war nicht sonderlich groß, hatte aber umso größere Krallen und einen breiten Schnabel. Offensichtlich kein Vegetarier. Wir freuten uns, dass sich das Tier so nah zu uns heran traute und zückten die Kameras. In dem Moment stürmte das Vieh auf mich zu, landete direkt vor mir auf dem Tisch und mopste mein Kängurusteak, welches es einige Meter weiter auf einem Holzschild sitzend verschlang. Mit Hilfe von Kopflampen spielten wir noch Karten, bevor wir schließlich in die Zelte gingen. Irgendwann nachts musste ich pinkeln und ging hinaus, um mich hinter das Zelt an den Busch zu stellen. Da war er, der Moment wo einem unerwartet unendlich viel Adrenalin durch den Körper strömt – direkt vor mir, vor dem bereits erwähnten Holzschild hinter dem Zelt, lag eine große, schwarze Schlange im Gras. Das war wohl die gefährlichste Begegnung mit wilden Tieren, die ich bisher hatte. Die „Black snake“ und die agressive „brown snake“ gehören zu den tödlichsten Tieren des Landes. Nach einem Biss reicht die Zeit noch aus, um sich gemütlich hinzusetzen. Aus dem Grund darf man nachts auch nur mit festen Schuhen aus dem Zelt, da Schlangen fast immer in den Knöchel beißen – man muss es aber nicht drauf ankommen lassen. Wie ferngesteuert ging ich sofort rückwärts, die Schlange fest im Blick. Ich wagte es nicht zu atmen. Was ist, wenn hinter mir noch eine ist? Der Lichtkegel der Kopflampe ist leider sehr klein – Ich hoffe es hat niemand gesehen, wie ich mein Geschäft aus Angst vor Schlangen im Kreis drehend mitten auf der Wiese verrichtete.

Am folgenden Tag fuhren wir nach einem Stop in Coffs harbour in den Hat heads Nationalpark. Der Ort war so atemberaubend schön, dass wir dort gleich zwei Nächte blieben. Wir campten in einer Art grünem Becken, welches von einem Ring aus Bäumen umgeben war. Auf der Wiese fraß sich eine Herde Kängurus den Bauch voll, und bis auf das große Alphatier konnte man sich Allen bis auf wenige Zentimeter nähern. Die Tiere lassen sich übrigens auch prima als lebender Rasenmäher halten, wenn man ein eingezäuntes Grundstück besitzt. Neben uns waren noch eine handvoll andere Camper auf dem Gelände. Corinna und ich trafen einen symphatischen Australier, der aus irgendeinem Grund gigantische Heuschrecken mit violettem Unterbau in einem Topf auf dem Tisch stehen hatte. Australier sind teilweise sehr schwer zu verstehen. Neben dem eigenartigen Akzent haben sie für fast alles eine Abkürzung – Kängurus sind Roos und Barbecue heißt Barbie. Er sagte uns, wir sollen sofort hinter ihm den Hügel hinaufgehen. Das sei der Grund warum Menschen an diesen Ort kämen, der fast ausschließlich von Einheimischen besucht werde. Ich lief den kleinen Sandweg hinauf und durchquerte eine Art Düne, bevor sich mit einem Mal der atemberaubendste Ort vor mir auftat, an dem ich je gewesen bin. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ich stand am Anfang einer kleinen Sandwüste, die im Schein des Sonnenuntergangs hell leuchtete. Seitlich vom satten grün des Nationalparks eingefasst sah man am Ende der Tiefebene, hinter einer großen Sanddüne das türkisblaue Meer. Total überwältigt lief ich erst einmal kreischend durch den Sand und machte ein paar Saltos. Eigentlich wollten wir uns Abends noch mit einem Kanister Goon hier hin setzen, doch Einheimische rieten uns davon ab. Im Dunkeln seien dort wilde Dingos unterwegs, die schon öfters Leute angefallen hätten. Also nutzten wir die letzten Sonnenstrahlen, um Feuerholz zu sammeln und noch ein paar Leute kennen zu lernen.

Der schönste Ort meiner Reise bisher - schwer auf ein Bild zu kriegen




Am nächsten Morgen waren wir am frühstücken, als ein Dinosaurier um die Ecke kam. So kam es mir jedenfalls vor! Der etwa 1,70m lange, prachtvolle schwarze Waran flüchtete auf einen nahen Baum, als er uns sah. Nach einigen Fotos und einem verlorenen Staring-Contest gegen das ästhetische Tier starteten wir schließlich eine Wanderung durch den Nationalpark. Wir saßen an Steilklippen und schauten zu, wie das Meer verzweifelt an ihnen nagte. Leider war es recht heiß und wir hatten zu wenig Wasser dabei. Wir sahen vom Weg aus einen kleinen, einsamen Strand und wollten versuchen, einen Pfad dorthin zu finden. Sebastian, der natürlich am Anfang der Kette lief hatte den unscheinbaren Trampelpfad zunächst übersehen und wollte ihn nun nicht mehr gehen. Nella wollte generell was Sebastian wollte, sodass wir uns aufteilten und ich mich mit Corinna in Richtung Strand vorkämpfte. Den Weg war offensichtlich schon länger niemand mehr gegangen, wir liefen mit mulmigem Gefühl durch hüfthohes Gras und mussten hin und wieder eine fette Spinne mit einem Stock entfernen, wenn sie den Weg versperrte. Nach ein paar Minuten erreichten wir aber den etwa 100m langen Sandstrand und liefen fröhlich quiekend ins erstaunlich warme Wasser. 



Sandboarden im Hat heads NP
Nach einem Stündchen verließen wir den paradiesischen Ort, da wir auch noch Fisch grillen und in die Sandwüste gehen wollten. Dort traf ich schließlich auf eine sehr nette australische („you must be flow!“) Familie, die uns spontan ihre Surfbretter zum Sandboarden gaben. Sandboarden ist spaßig, anstrengend und vor Allem sandig. Ich quatschte noch einige Zeit mit der Familie und notierte mir schließlich ihre Kontaktdaten. Sie wohnen südlich von Sydney und haben immer einen Backpacker zum wwoofen da. Wwoofing (willing workers on organic farms) bedeutet Unterkunft und Verpflegung gegen 4-6 Stunden Arbeit am Tag. Der Vorteil daran ist, dass man so hautnah in das australische Leben schnuppern kann. Ich hatte es eigentlich nicht vor, da man bei gleicher Menge bezahlter Arbeit und Selbstverpflegung noch einen Teil sparen kann und man das soziale Leben doch auch durch Coachsurfing oder Ähnliches mitkriegen sollte. In den Sanddünen traf ich außerdem Helen, die bei der Familie momentan wwooft und mit in den Urlaub genommen wurde. Die Chemie hat gestimmt, und wenn ich in Sydney ein Auto finde um weiter gen Süden zu reisen und irgendwo Arbeit zu finden werde ich sie wahrscheinlich dort abholen.

Felsklettern
Am folgenden Tag machten wir einen Stop in Port Macquarie und schlugen unser Quartier auf einer abgelegenen Wiese auf. Wegen unzähliger Stechfliegen mussten wir für den Tag spontan an einen anderen Campingplatz flüchten, der leider sehr voll war. Viele Familien mit Kindern machten dort Urlaub, und die Kängurus dort waren bereits so zahmgefüttert das man sie streicheln konnte. Dennoch war der Strand sehr schön und lud ein wenig zum Felsklettern ein. Bei einem Nachtspaziergang am Strand trafen wir neben unzähligen Krabben auch eine blaue Qualle, die ihren Kopf im Kreis bewegte, was ein wenig unheimlich aussah. 


Donnerstag stand schließlich nach einem kurzen Stop am booti booti beach eine lange Autofahrt in die Blue Mountains auf dem Programm. Diese haben ihren Namen von den Eukalyptusbäumen, deren in die Luft abgegebenen Öle im Sonnenlicht bläulich schimmern und die imposanten Täler bei gutem Wetter in magisches Licht tauchen. Bei gutem Wetter. Wir mussten unseren gratis Campingplatz, der mitten im Wald lag sehr lange suchen, da wir vor lauter Nebel kaum die Schotterstraße gesehen haben. Dazu kam, das Nella eine Sehr unsichere Autofahrerin ist und Sebastian auf dem Beifahrersitz keinen Führerschein hat. Sie hat es aber sehr mutig gemeistert und schließlich standen wir im stockdunklen Wald und suchten nach Plätzen für unsere Zelte. Erst am nächsten Morgen sahen wir, dass wir die genau dafür vorgesehenen Buchten erwischt haben. 
 
Bei der Wanderung teilten wir uns wieder auf, da wir seit zwei Stunden wach waren, aber Sebastian vor dem Frühstück erst noch eine Stunde wandern wollte. Frisch gestärkt gingen wir an der Klippe entlang zu den berühmten Three Sisters und von dort aus die 900 Stufen des Giant Stairway hinab. Andauernd kamen uns schnaufende, verschwitzte Touristen entgegen, was teilweise sehr lustig war. Wir wanderten eine große Runde, wobei mir meine Entzündung unter dem rechten Fuß immer mehr zu schaffen machte. Auffällig war, dass viele der Bäume von ehemaligen Waldbränden geschwärzt sind und dennoch weiter leben. Für die berühmte steilste Bahn der Welt zurück zur Bergstation waren wir zu geizig, weshalb wir den überraschend abwechslungsreichen Weg über die etwa 1100 Stufen zurück nach oben nahmen. Ein Cent pro Stufe gespart! Nach kurzer Pause trafen wir Nella und Seba wieder und wir fuhren zu einem wohl typisch australischen Rastplatz mitten im Nirgendwo. Dort packten wir die Rucksäcke, saugten das Auto aus und machten die Endabrechnung. Insgesamt hat mich der Trip etwa 175 Dollar gekostet, also 25 Dollar am Tag. Für das Geld hätte ich in Brisbane gerade mal so die Hostelmiete bezahlen können, und hier sind bereits Verflegung, unzählige Erlebnisse und nicht zu vergessen die Fahrt nach Sydney inklusive. Trotz der angesprochenen, kleineren Probleme hatten wir vier sehr viel Spaß zusammen und es war absolut die goldrichtige Entscheidung dort mitzufahren. 


 

Viel zu früh am Bahnhof von Katoomba
Heute morgen ging es bereits zum Sonnenaufgang um 5 Uhr aus den Federn Schaumstoffen, da die Beiden noch Familienmitglieder vom Flughafen abholen mussten, mit denen sie weiterreisen wollen. Corinna und ich fuhren also von Katoomba mit dem Zug direkt nach Sydney, wo ich versuchte mich ohne technische Geräte zu orientieren, da sämtliche Akkus während des Trips ins Koma gefallen sind. Ursprünglich hatte ich keine Ahnung wo ich in Sydney bleibe und nur ein paar Telefonnummern von Leuten, die sich ein Appartement mieten wollten, wo man eventuell irgendwo auf dem Boden hätte schlafen können. Nun ist es das Weihnachtsgeschenk von meinen lieben Eltern, mir Silvester in Sydney zu ermöglichen, weshalb ich gerade der ersten von elf Nächten in einem tollen Hostel entgegenblicke. Die Herberge liegt etwas weiter außerhalb, ist aber sehr familiär und voll von netten Menschen aus aller Welt. Jetzt werde ich zusehen das ich meine Entzündung in den Griff kriege, da ich momentan kaum richtig Laufen, geschweige denn Arbeiten kann. Die Suche nach einem Auto ist natürlich auch noch nicht aufgegeben, und sobald das neue Jahr anbricht steht die Arbeitssuche an erster Stelle.
Bleibt sauber,

Florian

P.S.: Wer hat den Dinosaurier entdeckt?

Roo, Ich, Ted

10. Dezember 2012

Hallo Australien!


G'day mates!

Am Flughafen
Brisbane City
Mittlerweile bin ich seit vier Tagen auf dem Kontinenten am anderen Ende der Welt und beginne, mich so langsam wohl hier zu fühlen. Das erste, was einem schon am Flughafen auffällt, ist die Freundlichkeit der Menschen hier. Der Umgangston untereinander ist einfach viel offener und undistanzierter. Damit meine ich nicht, dass einem fremde Leute direkt an den Hals springen und aus ihrem Leben plaudern, aber Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit und Kontaktfreudigkeit sind in diesem Land anscheinend viel deutlicher ausgeprägt. Am Flughafen haben Hunde sämtliches Gepäck nach illegalen Dingen abgesucht. Es war reger Betrieb und der Inhalt aller Taschen schien in Ordnung, bis ich an der Reihe war. Natürlich kratzte der niedliche Vierbeiner ausgerechnet an meinem Rucksack und setzte sich davor, sodass ein erstauntes Raunen durch die Menge ging. Uuuh, der Hund hat sich hingesetzt! Anschließend musste ich den kompletten Inhalt auf einem speziellen Tisch ausräumen und einige Fragen beantworten. Offensichtlich hatte das Tier einen Apfel gerochen, der einige Stunden zuvor noch im Rucksack gewesen ist. Die Einfuhr von Äpfeln oder anderen Früchten und Samen ist in Australien bekanntlich strengstens verboten. Glücklich, einer Ganzkörperkontrolle und Einzelzelle entgangen zu sein fuhr ich mit dem Zug in die Stadt und checkte in dem Hostel ein, welches Charlotte, welche ich in Laos kennen gelernt hatte und in England als Travel Agent arbeitet, für mich gebucht hatte. Ich teile mir also momentan das Zimmer mit 7 anderen Deutschen, darunter 6 Mädels und ein Schwuler. Man hat teilweise das Gefühl, in der Heimat zu sein. Anscheinend haben die Deutschen Australien ebenso überrannt wie die Inder Singapur.

Die Lagune
Am Brisbane River
Brisbane ist bisher eine pulsierende, erstaunlich westliche Stadt. Im Gegensatz zu allen anderen australischen Millionenstädten liegt sie leider nicht am Meer, weshalb eine offen zugängliche Lagune am Fluss angelegt worden ist. Die Lebensunterhaltungskosten sind pervers hoch. Eine Wochenmiete im billigsten Hostel kostet etwa 140 Dollar, und möchte man Abends an einer Bar ein Bier trinken ist man mindestens 7 Dollar los. Dementsprechend kaufe ich mir Alles im „coles“, einer der günstigsten australischen Supermarktketten. Abends haue ich mir einfach alles in die Pfanne, was dort gerade im Angebot ist. Gestern gab es Pasta mit Tomatenwürfeln, Ei und Frühstückskäse verrührt und vorgestern Putenschnitzel mit Dosenbohnen und Tomaten. Und natürlich Frühstückskäse. Alkohol gibt es nur in bottle shops und ist unbezahlbar. Backpacker greifen fast immer auf Goon zurück, ein weinähnliches Getränk im 4l-Kanister. Raucher müssen für eine Schachtel ihrer Suchtstangen, die seit wenigen Tagen mit großen Bildern von Krebsleichen bedruckt verkauft werden müssen, etwa 20 Dollar bezahlen.

Skyline Brizzy
Momentan kümmere ich mich noch um grundlegende Dinge wie Bankkonto, Simkarte, australischen Lebenslauf und Steuernummer. Ich muss mir nun eine neue Unterkunft suchen und überlegen, was ich in den nächsten Tagen anstelle, bzw. wann, wie und mit wem ich wohin weiterreise. Ich habe keine Ahnung, wo ich in einer Woche sein werde, oder wo ich Weihnachten und Neujahr verbringe. In Brizzy möchte ich nicht allzu lange bleiben, da die Jobsituation hier sehr schlecht ist. Die meisten Backpacker machen Fundraising, laufen also durch die Stadt und sammeln Geld für blinde Kinder, die von dem Geld letztendlich aber nicht viel sehen werden. Und das liegt nicht daran, dass sie blind sind. Alleine die Sammler bekommen 40% vom Geld, und wie viel die „Organisation“ behält ist nicht ersichtlich. Jedenfalls möchte ich mir einen ehrlicheren Job suchen, wahrscheinlich südlich und in einer kleineren Stadt. Vielleicht finde ich ja eine Mitfahrgelegenheit in Richtung Sydney und kann mich ab Januar als Farmarbeiter oder Minensklave versuchen. Jetzt wäre es interessant, meinen eigenen Reisebericht in einem Monat lesen zu können. Interessant oder aber langweilig...

Euer Flo



Singapore

Das Schlafboot
King Kong ist grün, aber das interessiert hier Niemanden. Eigentlich könnte der Busfahrer den Film auch abschalten, denn es sind sowieso fast alle am schlafen. Der „VIP-Bus“ hat schließlich nur drei Sessel pro Sitzreihe, die an Gemütlichkeit kaum zu übertreffen sind. Nur der malaysische Rentner neben mir zockt noch fleißig Fifa auf seiner Psp, als auch ich mich langsam dem Schlaf hingebe. Die Tage auf Koh Tao waren einfach zu anstrengend gewesen, und das voll besetzte Schlafboot hatte mit seinen etwa 170x50cm großen Liegeflächen auch nicht wirklich zur Erholung beitragen können. Anschließend ging es leider nicht direkt in den Bus, sondern zunächst für vier Stunden in einen Minivan. Das ist ja an sich kein Problem, wenn er nicht schon komplett voll gewesen wäre als man begann, sämtliches Gepäck in den Gang zu quetschen und auf die Leute zu werfen. Ich saß eingequetscht an der Tür, die einfach nicht zu gehen wollte, da der letzte Koffer zu groß war. „I have legs, iam sorry!“ Dazu kam, dass die Augen des Fahrers andauernd seitlich abdrifteten. Zunächst dachte ich er wäre müde, doch es war anscheinend eine Behinderung. Jedenfalls war ich die ganze Zeit hellwach, es wäre ja nicht das erste Mal das ich einem Asiaten ins Lenkrad springen müsste ;-) Beim Wechsel in den Bus begann eine Österreicherin, sämtliches Gepäck aus dem Van zu werfen. Ich erklärte ihr, dass ich nach Singapur durchfahre, und mein Gepäck noch ein wenig im Van bleiben muss. „Allesch klar“ Das mein einziger Pulli zu dem Zeitpunkt schon draußen war hat die dämliche Ziege natürlich nicht erwähnt. Egal, der Rucksack war eh zu schwer und wenn es in Australien zu kalt wird muss ich nun halt zwei T-Shirts anziehen.

In Singapur wurde ich schließlich um 5 Uhr morgens irgendwo an einer Hauptstraße rausgeworfen. Komplett planlos irgendwo an einem völlig fremnden Ort – in Dubai hatte mir dieses Gefühl noch Angst gemacht, doch allmählich begann ich es zu mögen. Ich fragte mich zu einem Hostel durch und frühstückte mit einer Gruppe Philippinern.
Ich entschied mich dazu, trotz des gemischten Wetters den Tag im Zoo zu verbringen, da der Singapore Zoo mit der beste der Welt sein soll. Tatsächlich war er teilweise wirklich gut gemacht, doch irgendwo halt immer noch ein Zoo. Es gibt keine Metallgitter, fast alle Tiere sind lediglich durch einen Graben oder Stromdrähte von den Besuchern getrennt. In einer Show zeigte ein Seelöwe beeindruckende Kunststücke. Die Menge war am grölen, als das symphatische Tierchen versuchte der indischen Invasion in den ersten Sitzreihen mit dem Beckenwasser die roten Punkte aus dem Gesicht zu klatschen. Etwa ein Drittel aller Besucher des Zoos waren indischer Herkunft, und ich hoffe es ist nicht zu rassistisch wenn ich sage dass sie mir mächtig auf den Sack gegangen sind. Sie plärren und rüpeln, ärgern die Tiere, treten einem auf den Fuss, drängeln sich vor und machen andauernd Fotos vor den dreckigen Pappschildern der Tiere, anstatt vor den lebendigen Verwandten zwei Meter weiter. Wenn der Moderator so tut, als sei ein wildes Tier ausgebrochen und nun irgendwo im Publikum, rennen andauernd ein paar Inder panisch kreischend durch die Gegend. Jedenfalls hat ein Tag in Singapur ausgereicht, Indien auf meiner persönlichen Länderbesuchsliste auf den letzten Platz zu stellen. Gleich hinter den Vatikanstaat. Dennoch hat sich der Besuch gelohnt - Ich sah weiße Tiger, eine 370kg schwere Riesenschildkröte und diverse andere Kreaturen. Am besten gefiel mir das betretbare Gehege mit Flughunden und Fledermäusen, die mir eine Banane aus der Hand fraßen.

Hab dauernd eine am Hals


Wenn der Zoo schließt und es dunkel wird öffnet wenig später der Nachtzoo ein paar Meter weiter. Vor der Nachtshow wurde in 7 verschiedenen Sprachen mehrfach gesagt, dass man bloß kein Blitzlicht benutzen darf, was auch tatsächlich Alle bis auf ein paar Inder verstanden haben. Ich fuhr mit einem Safaribus und ging anschließend sämtliche Pfade des Zoos ab, was im Dunkeln wirklich eine einmalige Erfahrung war. 30 Dollar für ein Foto wollte ich dann aber dennoch nicht ausgeben. Leider war ich immer noch etwas erkältet, weshalb die lange Rückfahrt klatschnass in der Metro vielleicht nicht so gut war. An dieser Stelle nochmals herzliche Grüße nach Österreich. 


Den nächsten Tag verbrachte ich mit Faulenzen und Blog schreiben. Ich suchte eine halbe Stunde lang nach meinem Zimmerschlüssel, den ich schließlich im Mülleimer wiederfand. Abends besuchte ich die Marina Bay, wo allabendlich eine Show geboten wird. Hochleistungsbeamer projizieren Bilder auf Wasserfontänen, was mit Musik und unendlich vielen Seifenblasen untermalt wird. Der Bereich um Marina Bay erinnerte mich ein wenig an Dubai, und ich fand einfach nichts Bezahlbares zum Essen. Entsprechend hungrig machte ich mich schließlich auf zum Flughafen, um über Nacht meinen finalen Flug nach Australien anzutreten. Habe ich schon erwähnt, dass ich Fliegen nicht mag? Mittlerweile bin ich also in Brisbane auf dem roten Kontinent, wovon ich dann im nächsten Beitrag berichten werde.

Cheers mates!