11. Juni 2013

Auf Nichts vorbereitet

Hallo!

Zuerst muss ich doch nochmal erwähnen, dass ich das letzte mal noch nachts 20 Minuten über den Stellplatz geirrt bin, um nach Strom zu suchen. Der letzte Blogeintrag wurde letztendlich mit dem Strom des Handtrockners im Frauenklo hochgeladen. Ja ja, harter Einsatz, nur um euch auf dem Laufenden zu halten!

Auf dem Weg nach Adelaide wollten wir Ludwig einem kleinen Offroadtest unterziehen. Schließlich haben wir noch viel mit ihm vor! Ich schaute auf die riesige Karte, die mir mein Dad zu Weihnachten geschenkt hat und fand einen kleinen Pfad, der zwei Wüstengebiete voneinander trennt. Der Lonely Planet beschrieb die „Straße“ als holprige Schönwetterpiste, die nach Regenfällen teils unpassierbar sei. Regen hat es leider in der letzten Zeit schon ein wenig gegeben. Bevor man zu Wanderungen dort aufbricht sollte man sein Vorhaben bei der örtlichen Polizeistation bekannt geben. Hört sich doch gut an! Wir erreichten die Piste in der Abenddämmerung und nächtigten auf einem sehr idyllischen Campingplatz im Broken Bucket Reserve. Campingplatz heißt meistens Bank, Feuerstelle, Regenwassertank und mit ein wenig Glück ein Klo. Ansonsten kommt der Spaten wieder zum Einsatz.

broken bucket reserve
Am nächsten Morgen ging es dann also auf die besagte Straße, die wenig später auch schon zu einer engen Sandpiste mutierte. 108 Kilometer bis in den nächsten Ort Murrayville hieß es zu bewältigen. Das ist für australische Verhältnisse nicht viel, doch hatten wir zu beiden Seiten nur Wüstenlandschaft und waren fernab der Zivilisation. Ludwig war gut am Klappern und am Schaukeln, aber die Straße war größtenteils gut befahrbar. Einmal war auf einer Kuppe eine Art Grube, die uns ohne Vollbremsung wohl ordentlich zerlegt hätte. Die meisten Stopps waren aber dem Drang nach Verweilen und Fotos in atemberaubender Landschaft verschuldet. Auch das neue Blogtitelbild ist dort, irgendwo am Rande des Big Desert Wilderness Parks, entstanden. Auf der Strecke sind wir nicht einem Einzigen anderen Auto begegnet. Es war einfach toll!

Mein Lieblingsfoto bisher!


Wir passierten schließlich die Grenze nach South Australia und erreichten abends Adelaide. Bereits meine Vierte der fünf großen, australischen Städte. Aufgrund der Regenfälle und einem australischen Feiertag (Die Queen hat heute Geburtstag, hurra, lasst uns Alle nicht arbeiten!) waren die Hostels aber ziemlich ausgebucht. Wir durften Ludwig daher mitten im Zentrum an die Straße vor ein Hostel stellen, die Anlage nutzen und im Auto schlafen. Optimal, da wir so nur die Hälfte bezahlen mussten und man im Van ohnehin besser schläft. Wir besuchten noch einen Nachtmarkt und gesellten uns zu den anderen „Insassen“ des Hostels. Adelaide an sich ist nicht sonderlich spannend, abgesehen von gefühlten 5 Milliarden Kirchen gibt es nicht sehr viel zu sehen. Als wir am nächsten Morgen aus der Stadt fuhren ist uns aufgefallen, dass wir kein einziges Foto gemacht haben. Ich traf mich noch ein letztes Mal mit Daniel und Tom, die gerade in Adelaide einen Freund besuchten bei einem Footballmatch dessen. Anschließend ging es wieder los: Das Ziel heißt Norden.


Abends erreichten wir Port Augusta. Das ist der kleine Ort, an dem man sich endgültig entscheiden muss, ob man die eine Straße in den Westen, die andere Straße in den Norden oder doch lieber irgendwo Richtung Süden / Osten fährt. Im vorerst letzten großen Supermarkt schlugen wir nochmal so richtig zu. Denn was wir vorhaben, ist der Wahnsinn: Wir wollen nicht den Highway nach Coober Pedy nehmen, sondern versuchen, hinter dem Flinders Range Nationalpark über unbefestigte Straßen vorbei am Lake Eyre dorthin zu gelangen. Ob das gelingt wissen wir noch nicht, da der alte Van nicht wirklich dafür gebaut wurde und es nicht immer trocken ist. Wir haben außerdem nur ein Ersatzrad, welches auch ziemlich ersatzig aussieht. Die gute Nachricht aber ist, falls wir stecken bleiben sind wir ausgerüstet:

120l Wasser, 72 Dosen, 4kg Nudeln, 4kg Reis, 5kg Süßkram, 2l Speiseöl, 2.5kg Nüsse, 2kg Äpfel, 1kg Salami, 2kg Käse, 2kg Zucker, 2 Salamis Hartwürste, 1.5kg Gurken, 7 Tomatensoßen, 20 Tütensuppen, 4l Goon, Kaffee, Tee, Bananen, Hack, Zwiebeln, Brandy...

Außerdem 5 Taschen bzw. Rucksäcke voller Kram, diverse Schuhe, zwei 10er Kanister Diesel, 5l Motoröl, 2 Gasflaschen mit je 2kg, der große Gaskocher, ein Tisch, 2 Stühle, ein Swag, eine Box voller Küchenwaren, eine Box voller Werkzeug, Axt, Spaten, Wagenheber, Luftpumpe, 2 Laptops, 2 Kameras, diverse Bücher, 2 Longboards, Feuerholz, Notfallkasten, 20 Rollen Klopapier, 3l Homedefense, Hängematte, 3 Schlafsäcke, 4 Decken, 3 Kissen usw.

Ludwig entpuppte sich als wahres Platzwunder – wir konnten tatsächlich Alles bequem verstauen. Während Julius gekonnt Gepäcktetris spielte, kümmerte ich mich um den Vorderraum. Meine alte Pappbox sorgt nun für dringend benötigte Ablagefächer vorne und ein Nadelkompass wurde in das hochmoderne Cockpit integriert. 

Typisch deutsch - Alles hat seinen Platz

Meine erste Redback
Falls sich Irgendwer die Mühe gemacht hat die Packliste zu lesen, wird er sich vielleicht gefragt haben was „Homedefense“ ist. Den Tipp habe ich über Johannes und Luisa bekommen, deren australische Bekannte damit den Rand ihres Grundstücks einsprühen, um ein halbes Jahr lang Ruhe vor Insekten und Ungeziefer zu haben. Mit dem Zeug bearbeitete ich also Radkästen, Unterboden und alle Ritzen des Vans, wovon Julius zunächst nicht sehr begeistert war. „Scheiss Chemiecocktail!“ Plötzlich baumelte mir hinter dem rechten Hinterrad eine Redback Spider (Rotrückenspinne, giftigste Spinne der Welt) entgegen. Nach fünfminütigem Kampf war das zähe Vieh besiegt. „Sprüh vor Allem auch die Räder ein!“ hieß es dann nur schräg von der Seite – so schnell können sich Meinungen ändern! 

Team 80
Wir geben mittlerweile ein richtig gutes Team ab und können es kaum erwarten, der leeren Weite des australischen Outbacks entgegen zu fahren. Ich habe keine Ahnung, wann ich das nächste mal Handyempfang habe, um einen Blogeintrag hochzuladen. Gerade ist es schon wieder am regnen – drückt uns die Daumen dass wir es nach Coober Pedy schaffen!

Flo

P.S.: Mittlerweile stecken wir in Leigh Creek fest, alle Straßen sind gesperrt. Eintrag folgt!

1 Kommentar:

  1. Gute Fahrt euch, genießt das wundervolle Outback und lasst euch nicht von Spinnen fressen!

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