Hallo!
Zuerst muss ich doch nochmal erwähnen,
dass ich das letzte mal noch nachts 20 Minuten über den Stellplatz
geirrt bin, um nach Strom zu suchen. Der letzte Blogeintrag wurde
letztendlich mit dem Strom des Handtrockners im Frauenklo
hochgeladen. Ja ja, harter Einsatz, nur um euch auf dem Laufenden zu
halten!
Auf dem Weg nach Adelaide wollten wir
Ludwig einem kleinen Offroadtest unterziehen. Schließlich haben wir
noch viel mit ihm vor! Ich schaute auf die riesige Karte, die mir
mein Dad zu Weihnachten geschenkt hat und fand einen kleinen Pfad,
der zwei Wüstengebiete voneinander trennt. Der Lonely Planet
beschrieb die „Straße“ als holprige Schönwetterpiste, die nach
Regenfällen teils unpassierbar sei. Regen hat es leider in der
letzten Zeit schon ein wenig gegeben. Bevor man zu Wanderungen dort
aufbricht sollte man sein Vorhaben bei der örtlichen Polizeistation
bekannt geben. Hört sich doch gut an! Wir erreichten die Piste in
der Abenddämmerung und nächtigten auf einem sehr idyllischen
Campingplatz im Broken Bucket Reserve. Campingplatz heißt meistens
Bank, Feuerstelle, Regenwassertank und mit ein wenig Glück ein Klo.
Ansonsten kommt der Spaten wieder zum Einsatz.
broken bucket reserve |
Am nächsten Morgen ging es dann also
auf die besagte Straße, die wenig später auch schon zu einer engen
Sandpiste mutierte. 108 Kilometer bis in den nächsten Ort
Murrayville hieß es zu bewältigen. Das ist für australische
Verhältnisse nicht viel, doch hatten wir zu beiden Seiten nur
Wüstenlandschaft und waren fernab der Zivilisation. Ludwig war gut
am Klappern und am Schaukeln, aber die Straße war größtenteils gut
befahrbar. Einmal war auf einer Kuppe eine Art Grube, die uns ohne
Vollbremsung wohl ordentlich zerlegt hätte. Die meisten Stopps waren
aber dem Drang nach Verweilen und Fotos in atemberaubender Landschaft
verschuldet. Auch das neue Blogtitelbild ist dort, irgendwo am Rande
des Big Desert Wilderness Parks, entstanden. Auf der Strecke sind wir
nicht einem Einzigen anderen Auto begegnet. Es war einfach toll!
Mein Lieblingsfoto bisher! |
Wir passierten schließlich die Grenze
nach South Australia und erreichten abends Adelaide. Bereits meine
Vierte der fünf großen, australischen Städte. Aufgrund der
Regenfälle und einem australischen Feiertag (Die Queen hat heute
Geburtstag, hurra, lasst uns Alle nicht arbeiten!) waren die Hostels
aber ziemlich ausgebucht. Wir durften Ludwig daher mitten im Zentrum
an die Straße vor ein Hostel stellen, die Anlage nutzen und im Auto
schlafen. Optimal, da wir so nur die Hälfte bezahlen mussten und man
im Van ohnehin besser schläft. Wir besuchten noch einen Nachtmarkt
und gesellten uns zu den anderen „Insassen“ des Hostels. Adelaide
an sich ist nicht sonderlich spannend, abgesehen von gefühlten 5
Milliarden Kirchen gibt es nicht sehr viel zu sehen. Als wir am
nächsten Morgen aus der Stadt fuhren ist uns aufgefallen, dass wir
kein einziges Foto gemacht haben. Ich traf mich noch ein letztes Mal
mit Daniel und Tom, die gerade in Adelaide einen Freund besuchten bei
einem Footballmatch dessen. Anschließend ging es wieder los: Das
Ziel heißt Norden.
Abends erreichten wir Port Augusta. Das
ist der kleine Ort, an dem man sich endgültig entscheiden muss, ob
man die eine Straße in den Westen, die andere Straße in den Norden
oder doch lieber irgendwo Richtung Süden / Osten fährt. Im vorerst
letzten großen Supermarkt schlugen wir nochmal so richtig zu. Denn
was wir vorhaben, ist der Wahnsinn: Wir wollen nicht den Highway nach
Coober Pedy nehmen, sondern versuchen, hinter dem Flinders Range
Nationalpark über unbefestigte Straßen vorbei am Lake Eyre dorthin
zu gelangen. Ob das gelingt wissen wir noch nicht, da der alte Van
nicht wirklich dafür gebaut wurde und es nicht immer trocken ist.
Wir haben außerdem nur ein Ersatzrad, welches auch ziemlich ersatzig
aussieht. Die gute Nachricht aber ist, falls wir stecken bleiben sind
wir ausgerüstet:
120l Wasser, 72 Dosen, 4kg Nudeln, 4kg
Reis, 5kg Süßkram, 2l Speiseöl, 2.5kg Nüsse, 2kg Äpfel, 1kg
Salami, 2kg Käse, 2kg Zucker, 2 Salamis Hartwürste, 1.5kg Gurken, 7
Tomatensoßen, 20 Tütensuppen, 4l Goon, Kaffee, Tee, Bananen, Hack,
Zwiebeln, Brandy...
Außerdem 5 Taschen bzw. Rucksäcke
voller Kram, diverse Schuhe, zwei 10er Kanister Diesel, 5l Motoröl,
2 Gasflaschen mit je 2kg, der große Gaskocher, ein Tisch, 2 Stühle,
ein Swag, eine Box voller Küchenwaren, eine Box voller Werkzeug,
Axt, Spaten, Wagenheber, Luftpumpe, 2 Laptops, 2 Kameras, diverse
Bücher, 2 Longboards, Feuerholz, Notfallkasten, 20 Rollen Klopapier,
3l Homedefense, Hängematte, 3 Schlafsäcke, 4 Decken, 3 Kissen usw.
Ludwig entpuppte sich als wahres
Platzwunder – wir konnten tatsächlich Alles bequem verstauen.
Während Julius gekonnt Gepäcktetris spielte, kümmerte ich mich um
den Vorderraum. Meine alte Pappbox sorgt nun für dringend benötigte
Ablagefächer vorne und ein Nadelkompass wurde in das hochmoderne
Cockpit integriert.
Typisch deutsch - Alles hat seinen Platz |
Meine erste Redback |
Falls sich Irgendwer die Mühe gemacht
hat die Packliste zu lesen, wird er sich vielleicht gefragt haben was
„Homedefense“ ist. Den Tipp habe ich über Johannes und Luisa
bekommen, deren australische Bekannte damit den Rand ihres
Grundstücks einsprühen, um ein halbes Jahr lang Ruhe vor Insekten
und Ungeziefer zu haben. Mit dem Zeug bearbeitete ich also Radkästen,
Unterboden und alle Ritzen des Vans, wovon Julius zunächst nicht
sehr begeistert war. „Scheiss Chemiecocktail!“ Plötzlich
baumelte mir hinter dem rechten Hinterrad eine Redback Spider
(Rotrückenspinne, giftigste Spinne der Welt) entgegen. Nach
fünfminütigem Kampf war das zähe Vieh besiegt. „Sprüh vor Allem
auch die Räder ein!“ hieß es dann nur schräg von der Seite –
so schnell können sich Meinungen ändern!
Wir geben mittlerweile ein richtig
gutes Team ab und können es kaum erwarten, der leeren Weite des
australischen Outbacks entgegen zu fahren. Ich habe keine Ahnung,
wann ich das nächste mal Handyempfang habe, um einen Blogeintrag
hochzuladen. Gerade ist es schon wieder am regnen – drückt uns die
Daumen dass wir es nach Coober Pedy schaffen!
Team 80 |
Flo
P.S.: Mittlerweile stecken wir in Leigh Creek fest, alle Straßen sind gesperrt. Eintrag folgt!
Gute Fahrt euch, genießt das wundervolle Outback und lasst euch nicht von Spinnen fressen!
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