Haja go-in!
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Blog schreiben mal anders |
Während Julius den Gaskocher
ausgepackt hat um lecker Stir Fry Reis zu kochen bin ich mit der Axt
losgezogen und habe ein wenig Feuerholz gesammelt. Ein schönes
Gefühl, nach drei Tagen on the road endlich mal wieder frisch
geduscht zu sein. Jetzt bloß aufpassen, dass ich beim Holz hacken
nicht wieder anfange zu schwitzen! Die nette Campingplatzoma hat uns
sogar Grillanzünder vorbei gebracht, da hat selbst das feuchte Holz
keine Chance mehr. Inzwischen sitzen wir gut gesättigt am Feuer,
tauschen Fotos und schreiben an unseren Blogs. Die letzten Tage waren
richtig schon roadtrippy. Ja, ihr habt es geschafft – die viel zu
lange Zeit der bilderlosen Blogeinträge über Jobs und Autoprobleme
hat ein Ende gefunden. Es macht auch gleich wieder viel mehr Spaß
von Abenteuern in überwältigender Landschaft zu berichten. Aber von
vorne...
Habe ich im letzten Eintrag gesagt, wir
würden am ersten Juni losfahren? Da habe ich wohl schamlos gelogen.
Natürlich haben wir am nächsten Morgen erst gekonnt verschlafen und
haben dann festgestellt, dass noch Bier im Kühlschrank ist. So kalt
und herzlos sind wir dann doch nicht, die armen Getränke alleine im
kühlen Melbourne zurück zu lassen. Also sind wir mit Mischa und
Nora losgezogen, um das Melbourner Nachtleben nochmal auf die Probe
zu stellen. Es war auch wirklich lustig, wenn man davon absieht das
für Eintritt und 2-3 Getränke direkt 50 Dollar fällig werden.
Nachts mussten wir uns noch vor einem heftigen Regenguss in einen
Burgerladen retten.
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Ästhetik pur |

Am nächsten Morgen Mittag ging es dann
aber endlich los! Wir verließen Melbourne in südwestlicher Richtung
und ich fuhr noch ein letztes Mal nach Altona, um geliehene Sachen
wieder zurück zu bringen. Es waren dann auch nur noch knappe zwei
Stunden Fahrt bis nach Torquay, wo die berühmte Great Ocean Road
ihren Anfang hat. Da es schon dunkel wurde sind wir bereits bei Lorne
ins Landesinnere abgebogen, um nach einer Übernachtungsmöglichkeit
zu suchen. Praktisch ist dabei der „Camps 6“, ein bekanntes
Ringbuch welches fast alle Stellplätze auflistet und kategorisiert.
Wir standen also irgendwo im nasskalten und stockfinsteren Wald und
begannen, uns unser Abendessen zu kochen. Wirklich gut ist der große
Gaskocher, der beim Van mit dabei war – kein Vergleich zu den
normalen, kleinen Gaskochern mit Kartuschen. Julius nutzte seinen
Magnesiumstab, um ein Feuer zu machen. Irgendwann klarte es ein wenig
auf und bevor wir uns zum Schlafen in den Van verkrochen, hatten wir
einen echt genialen Sternenhimmel. Wie toll das erst im Outback sein
muss!
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"Gib mir Essen!" |
Montag früh war es wieder nasskalt und
richtig ungemütlich. Ich schlüpfte in meinen nicht unbedingt
stylischen grünen Fließpullover, den ich seit nun mehr fast 2
Monaten eigentlich jeden Tag anhabe. Bald, baaald werde ich einen Tag
ohne dich auskommen, du Symbol des schlechten Wetters! Wir fuhren in
gemütlichem Tempo die Great Ocean Road entlang. Okay, in welchem
Tempo auch sonst – die Reisegeschwindigkeit von Ludwig liegt bei 70
bis 80km/h auf gerader Strecke. Ich könnte auch ein wenig schneller
fahren, aber so läuft der Wagen ganz ruhig und braucht nur
sensationelle 7-8l Diesel auf 100km. Es hat einen ganz entscheidenden
Vorteil, wenn man im Winteranfang unterwegs ist: Es gibt kaum
Touristen. Ab und zu sieht man mal einen Bus voll Digitalchinesen,
aber oftmals ist man ganz alleine an wirklich schönen Orten. Wir
tuckerten also ganz gemächlich die wirklich schöne, kurvige
Küstenstraße entlang und die Landschaft veränderte sich zunehmend
hin zu einer zerklüfteten Steilküste. Wir stoppten bei einer
kleinen Kommune von Hippies, die ein wenig ins Landesinnere versetzt
einen kleinen Tierpark übernommen haben. Da Julius bereits dort
gewesen ist war ich schließlich der Einzige, der zu den Kangurus,
Wallabies und Rehen ins Gehege ging und die aufgeweckten Dingos auf
Trapp hielt. In einer Scheune wurde ich von einem Kakadu mir rotem
Kopf attackiert, wie ich später erfahren habe ist sein Name Rex und
er ist andauernd irgendwo in dem Tierpark am Essen schnorren, da er
nicht mehr Fliegen kann. Wir verbrachten noch ein wenig Zeit mit den
Hippies und folgten schließlich wieder der 243km langen,
weltbekannten Scenic Road.


Im Sonnenuntergang erreichten wir
schließlich das Highlight: Die Twelve Apostel. Der Name ist offenbar
schon ein wenig älter, denn ich konnte nur 7 der eindrucksvollen
Gesteinsformationen erkennen. Hier war es dann auch wieder ein wenig
voller. Julius packte seine Kamera aus und stürzte sich für das
perfekte Foto ins Getümmel. Das ist übrigens auch der Grund, warum
es in den nächsten Wochen mal anständige Fotos gibt: Er ist
leidenschaftlicher Fotograf und hat eine richtig gute Kamera im
Gepäck. Ich ging den Steg entlang und verweilte ein wenig an dessen
Ende. Es stimmt schon, der Ort hat irgendetwas Magisches. Die
Wassermassen der arktischen See rollen auf die Gesteinsinseln zu, die
sich tapfer (noch) jeder Witterung widersetzen, bevor sie kurz vor
der Steilküste auslaufen und im leuchtend roten Sand
verschwinden. Ein Japaner drückte mir seine Kamera in die Hand,
wollte aber offensichtlich ein Foto mit uns Beiden anstatt der
Landschaft. Wahrscheinlich hat ihn mein Bart beeindruckt, den ich
jetzt einfach mal so lange wachsen lasse, bis er mir auf die Nerven
geht. Also wahrscheinlich 2 Wochen.


Wir besuchten anschließend noch
die Loch Ard Gorge, dessen berühmter Island Archway erst im Juni
2009 eingestürtzt war. Abends gab es dann noch lecker Dosenfraß an
der Steilküste, bevor wir uns nach einem Großeinkauf in Warrnambool
vorerst vom Meer verabschiedeten: Auf in den Norden!
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Im Canyon |
Bereits am Vorabend hatte ich noch im
Dunkeln einen Großteil der Strecke zurückgelegt, sodass wir gestern
schon Mittags unser zweites Ziel erreichten: Das verschlafene Örtchen
Halls Gap im Grampians Nationalpark. Dort wurde ich direkt von einer
Riesenspinne hinterrückes attackiert. Ich war auf der Toilette und
beim Verlassen selbiger fiel das besagte Tierchen direkt vor mir auf
den Boden und rannte natürlich auf mich zu. Mir blieb nach einem
peinlichen Quieken nichts anderes übrig als über das Monster durch
die geöffnete Toilettentür in die rettende Freiheit zu springen.
Pfui Spinne! Da hatte ich wirklich Gänsehaut. Leider war es auch
recht frisch und durch die dichte Wolkendecke fand immer mal wieder
ein Wassertropfen den Weg auf unsere Köpfe. Ich musste Julius daher
überreden, mich bei der Wanderung zu den Pinnacles zu begleiten. Wie
sich herausstellen wird sollte er es nicht bereuen! Der Weg führte
zunächst einen Flusslauf hinauf durch eine Schlucht, bevor er sich
den Berg hinauf schlängelte. Wir waren schon recht weit oben, als
uns ein ausgewachsenes wildes Känguru im weg stand. Der Weg war
schmal, und das Känguru offenbar nicht sehr zahm, sodass es vor uns
her hoppelte, als würde es uns den Weg zeigen wollen. Wir zuckten
ein wenig zusammen und machten uns ganz dünn, als es sich spontan
dazu entschied umzukehren und auf uns zu hüpfte. Kein angenehmer
Moment, da die Tiere -so süß sie auch sind- mit ihren kräftigen
Tretern und Krallen echt gefährlich werden können. Der Kollege
fühlte sich aber anscheinend nicht angegriffen, sondern war wohl nur
genervt von den beiden Zweibeinern die ihm ja aus irgendeinem Grund
die ganze Zeit folgten. Auf dem Rückweg sollte sich das ganze Spiel
nochmal wiederholen.
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Bisl Parkour |
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Roo versteckt sich |
Oben angekommen hatten wir einen dieser
Wow-Effekte, die Australien ab und zu mal locker aus dem Ärmel
schüttelt. Wir waren grade eben unter der Wolkendecke und hatten
eine phänomenale Aussicht auf Halls Gap und die umliegende
Landschaft. Wir hielten uns dort ein gutes Stündchen auf, bevor wir
uns auf den Rückweg machten. Schon aus der Ferne erkannten wir auf
dem Parkplatz die Lunchbox, wie Mischa meinen Van immer nannte. Den
Abend verbrachten wir an einem nahen See, wo die Reste von Ollies
Bettkonstruktion verfeuert wurden um Würstchen zu grillen.




Es war ein wirklich schöner Tag, doch
der Heutige sollte nochmal einen draufsetzen. Wir waren bei den
Balkonies, wo besonders das „Mouth of Death“ ein beliebtes
Fotomotiv ist. Ein dünner Felsvorsprung ragt hierbei einige Meter in
die atemberaubende Landschaft hinaus. Mittlerweile ist der Ort für
Besucher gesperrt, doch die Absperrung lässt sich recht leicht
umgehen. Dort traf ich schließlich auch Andreas und Ben aus
Deutschland, die sich an genau diesem sensationellen Ort, quasi an
der Oberlippe des Mouth of Death, mit Klettergeschirr abseilten. Wir
kamen ins Gespräch und ehe ich mich versah hatte ich ein Seil in der
Hand und verlagerte mutig all mein Kampfgewicht in Richtung Abgrund.
Was für ein irres Gefühl, absolut genial! Die übrigen Besucher
schauten ein wenig doof, doch ich blieb ein paar Minuten dort hängen
und genoss die Aussicht. Jetzt haben sie halt alle einen Backpacker,
der grün und bärtig in ihrem Tourifoto rumbaumelt.
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the mouth of death |





Wir suchten uns einen bezahlten
Campingplatz mit Duschen in der Umgebung aus und beschlossen, eine
unbefestigte Straße als Abkürzung dorthin zu fahren. Die Fahrt war
recht abenteuerlich, doch Lootwick steckte sämtliche Bodenwellen und
groben Schotter locker weg. Leider hatten wir keine richtige Karte
und kein GPS-Empfang, und die Schilder waren auch nicht wirklich
aufschlussreich. Wir fuhren also nach Bauchgefühl und bogen immer in
die Richtung ab, von der wir meinten, dass sie eher hinkommen könnte.
Das klingt jetzt nicht spektakulär, aber auf einem riesigen
Kontinent, wo oft Stundenlang keine Abzweigung kommt steht so etwas
bestimmt nicht im Handbuch für sicheres Navigieren. Die Straße
wurde auch immer schlechter, und mir wurde ein wenig murmelig.
Irgendwann erreichten wir aber Farmen und kamen schließlich unweit
unserer Destination an der Hauptstraße raus. Hehe, so wars geplant!
Die letzten Kilometer zum Campingplatz musste ich sehr langsam
fahren, damit mir kein Känguru vor den Wagen springt. Das Fleisch
macht sich einfach nicht so gut in einer Reispfanne.




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doing doing doing |
Mittlerweile ist das Feuer nur noch am
glimmen und Julius bereits fleißig am Schnarchen. Naja, man gewöhnt
sich an Alles! Bis jetzt hatte ich wirklich großes Glück mit meinen
Reisegefährten. Morgen werden wir schließlich gen Adelaide
aufbrechen und wenn nichts dazwischen kommt sind wir in einer Woche
bereits mitten im gnadenlosen Outback. Wundert euch also nicht, wenn
Antworten per Mail usw. ein wenig auf sich warten lassen – sollte
die Monsterspinne uns nicht gefolgt sein bin ich aber wahrscheinlich
noch am leben! Machts gut und bis bald,
Flo
Die Fotos sind einfach nur super! ich bin ehrlich schwer beeindruckt!
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