Frohes Neues!
Wahnsinn, ein komplettes Jahr in
Australien ist vorbei. Ein komplettes Jahr ohne Familie und Freunde
daheim. Ein komplettes Jahr habe ich bis auf wenige Ausnahmen im Auto
genächtigt. 2013 war mein bisher Erlebnisreichstes Jahr. Was wohl
2014 noch kommt? Dabei ist ein Jahr doch letztendlich auch nur eine
Zahl – und wer hat eigentlich erfunden dass es ausgerechnet 10 Tage
nach der Sonnenwende beginnt? Und warum beschreibt die Jahreszahl das
geschätzte Geburtsdatum irgendeines Brot rupfenden Wasserläufers?
Ist das nicht diskriminierend gegenüber all den anderen sinnvollen
Religionen? Tatsächlich gibt es die heutige Zeitrechnung offiziell
erst seit 1060, als die Kirche Bezug auf eine fragwürdige Rechnung
eines Mönches aus dem Jahre 525 nahm. Vorher wurden die Jahre nach
den amtierenden römischen Konsuln benannt. Ob man das in der Zukunft
nochmal ändert? Dann sind wir jetzt im Jahre Merkel 9 oder Obama 6.
Wie auch immer, ich wünsche euch Allen ein glückliches und gesundes
neues Jahr!
Thomas' Landy |
Bei euch war es noch 5 Uhr Nachmittags,
als die ersten Seenotfeuer in Coral Bay bereits das neue Jahr
begrüßten. Zu fünft kamen wir mit dem Landy hierher und konnten
uns noch einen Platz auf dem Campingplatz sichern. Der Wagen ist
wirklich super, nur blauer Rauch lässt Ungutes vermuten. Die
Ausläufer eines Zyklons haben Thomas altes Zelt komplett zerlegt,
sodass wir teilweise einfach auf dem Boden geschlafen haben. Am
Silvesterabend bin ich also barfuss durch seichtes Wasser an einem
traumhaften Strand spaziert. Nach Feiern war mir irgendwie nicht
zumute – die betrunkene Menschentraube ging mir an dem Abend
ziemlich auf die Nerven. Der Altersdurchschnitt ist an der Westküste
deutlich höher als im Osten, doch ab und zu macht es das auch nicht
besser. Die Atmosphäre war jedenfalls super, auch wenn Silvester in
Badehose sich irgendwie merkwürdig angefühlt hat. Mal wieder.
Coral Bay - Geht auch einsam und schön |
Im Anschluss sind wir noch zwei Tage in
Coral Bay geblieben. Der bekannte, kleine Ort wirkt auf den ersten
Blick natürlich sehr touristisch, doch wenn man sich bequemt mal ein
paar Minuten zu laufen findet man wunderschöne, Menschenleere Orte.
Gen Süden erreicht man ein schönes Riff zum Schnorcheln, von dem
aus man sich zum Hauptstrand zurück treiben lassen kann. Läuft man
15 Minuten gen Norden findet man sogar noch ein ganz besonderes
Highlight: Eine kleine Bucht, in der Riffhaie ihre Brutstätte haben.
Ich wickelte mir ein Handtuch um die verbrannte Rübe und machte mich
mit Thomas, Sebastian und Chris auf den Weg. Etwa 20 der ungefähr 1m
langen Tiere tummelten sich dort in nur hüfthohem Wasser. Von den
drei hier vorkommenden Haiarten ist nur Eine gelegentlich aggressiv.
Ich sah einen Mann durchs Wasser waten und entschied spontan, mit den
Haien schwimmen zu gehen. So ein kleiner Haibiss ist im Zweifelsfall
doch immernoch cooler als irgendein Tattoo! Man kann nur hoffen dass
sie nicht unbedingt dahin beissen, wo es weh tut. Kaum war ich im
Wasser, schwammen zwei Rochen an mir vorbei. Wahnsinn, was es hier
für eine Natur gibt! Ich näherte mich also ganz langsam den Haien
und setzte mich schließlich einfach ins Wasser und hielt still. Die
Haie kamen immer näher und trauten sich schließlich bis auf zwei
Meter an mich heran. Ein irres Gefühl, wenn der Schatten immer näher
kommt und plötzlich die Finne an einem vorbeirauscht – die Tiere
sind nämlich ganz schön flott unterwegs.
Naaa, wer hat Hunger? |
Thomas' Bein hat wohl der Hai... |
Ansonsten haben wir die Tage zur
Entspannung genutzt. Ein lange vermisster Italiener wurde am 1.
Januar Abends schließlich schlafend unter einem Baum gefunden. Am
Strand trafen wir eine abgedrehte Truppe von Globetrottern – unter
Anderem einen Australier der Marke Adrian. Er zog sich die Hose bis
zum Anschlag hoch und stolzierte in gebückter Haltung über den
Strand, um die Leute als „Harry Hightrouser“ zu begrüßen. Zwei
andere waren generell im Bärenkostüm unterwegs. Der Hauptstrand von
Coral Bay ist gerade zur Hochseason halt doch eher wie Mallorca. Auch
die Preise sind gesalzen: Für ein erbärmliches Bacon & Egg
Toast (1 Ei, 1 Fetzen Bacon) zahlt man 8,50 Dollar – da ist es
wahrscheinlich fast sinnvoller einfach das Geld zu essen.
Glücklicherweise hatten wir tonnenweise Sandwiches mitgenommen.
Die letzten Tage in Carnarvon waren
auch eher gemütlich – Aufbruchstimmung machte sich breit. Wir
wollen morgen früh alle zusammen als Kolonne losfahren. Ich bin
gespannt, wie das so wird! Vorgestern gab es dann aber doch noch ein
kleines Highlight. Vor unserer Hütte hatten wir mal wieder ein
kleines Barbecue, wovon ich allerdings nicht viel mitbekommen habe,
da ich meinen gesamten Handyakku leer telefoniert habe. Als ich
wieder zum Haus kam war die Party schließlich schon gelaufen, und
ich sah meinen betrunkenen Supervisor im Müll wühlen. Greham
schmiss alle leeren Bierflaschen die er finden konnte auf das ominöse
4WD-Golfkart, welches eigentlich nur der Boss fährt – aber der ist
ja nicht da. „Ey Flowww! Wanna go shooting!?“
Er heizte
schließlich mit Carine voraus und Thomas versuchte mit mir und
Stefan im Gepäck mit seinem 31 Jahre alten Landcruiser hinterher zu
kommen. Wie ein irrer heizte er über die Feldwege und bog plötzlich
in eine Bananenplantage ab. Dort gab es offensichtlich ein Leck –
der Landy blieb trotz 4WD und großer Reifen im Matsch stecken. Wir
ließen ihn zunächst stehen und fuhren auf der Ladefläche des
Golfkart-verschnitts weiter in die Wüste hinter die Plantagen. Die
Fahrt war nicht ungefährlich – andauernd schlingerten wir oder
drifteten seitlich auf eines der Felder ab. Ich stellte mich so auf
die Pritsche, dass ich mich im Zweifelsfall mit einem Sprung in
Sicherheit bringen kann. Wir kamen schließlich heile an und
verteilten Bierflaschen auf Ästen und am Boden. Schiessen mit der
22er war viel einfacher als erwartet – und nach etwa 10 Magazinen
hatten wir sämtliche Bierflaschen, Melonen, Körbe und Thermoskannen
in näherer Umgebung zerstört. „Keep two bullets for duke“ sagte
Greham und kraulte seinen Hund. „You bought two more days my
friend, they wont leave before monday.“ Auf dem Rückweg hatten wir
einen Platten, was die Fahrt nicht wirklich angenehmer machte. Greham
holte einen Traktor, um den Landy rauszuziehen aber verlor das Seil
auf dem Weg. Also klemmte er einfach die Gabel recht ungesund unter
den Motor und schob den Landy aus dem Schlamm – seitdem macht er
ein paar Geräusche.
"Wart mal grad noch mit Nachladen bitte" |
Ääh und ich tausch die Vorderreifen noch... |
So, morgen früh geht es also los. Fast
5 Monate Carnarvon und Umgebung sind vorbei. Konto voll, Visum in der
Tasche, Auto gepackt – Es kann losgehen! Ich werde den Engländer
Tom vom Roundhouse abholen und dann geht es als Kolonne mit 3 Autos
gen Süden. Gestern habe ich Ludwig mal geputzt – der Arme ist
überall am rosten. In der Kolonne werde ich in der Mitte fahren,
damit mein Kennzeichen nicht so einfach gescannt werden kann. Auf dem
Weg gibt es Einiges zu Sehen und in Perth werde ich schließlich
schon erwartet. Der nächste Eintrag ist also endlich wieder ein
richtiger Reisebericht mit Reise und Alles!
Catcha!
Herrliche Bilder, herrliche Geschichten :-) Sag mal, wo hast du die tolle Uhr her an der Seite? Hätte auch gerne so eine für meinen Blog :-)
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