Hehagoämät!?
Das ist australisch und heißt auf dem
Land soviel wie „Hallo!“, abgeleitet von „Hey, how are you
going, mate?“, auf das hier aber nicht wirklich jemand eine Antwort
erwartet. Wo war ich? Ach ja, Hallo! Wie bereits angekündigt folgt
hier ein kleiner Eintrag zu meinem Besuch bei der Formel Eins! Schon
vor zwei Monaten hatte Johannes, der die Rennen seit Jahren
leidenschaftlich verfolgt, uns ein paar Frühbucher-Studententickets
gesichert. Für nur 55 Dollar hatten wir am Donnerstag und Sonntag
Zutritt zum Gelände – das wäre in Deutschland um Einiges teurer
gewesen. Am Donnerstag, an dem noch keine Rennen waren, konnten wir
sogar Daniel und Tom mit rein schleusen.
Der Repco Brabham BT19 |
Es war bestes Wetter, in Melbourne
hatte es seit Wochen nicht geregnet. Es war ja auch der heißeste
Jahresanfang seit Beginn der Aufzeichnungen. Das Drumherum ist
einfach gewaltig. Der Albert Park als Austragungsort ist recht
zentrumsnah und innerhalb weniger Minuten mit der Tram erreichbar. Da
er mehr oder weniger mitten in einem Wohngebiet liegt und nur einmal
jährlich als Rennstrecke fungiert, steht zu dieser Zeit das ganze
Viertel auf dem Kopf. Öffentliche Straßen werden zur Rennstrecke,
Zäune und Tribünen sprießen aus dem Boden. Bei einem Spaziergang
durch die Innenstadt Melbournes hört man die Boliden über die
Strecke heizen. Zum Auftakt der Saison als 60-jähriges Jubiläum hat
man anscheinend sämtliche historischen Fahrzeuge des Kontinents nach
Melbourne gekarrt – zahllose Ferraris, Porsches und deren Freunde
standen überall auf dem Gelände herum. Natürlich gab es auch neue
Fahrzeuge zu bestaunen, da den Herstellern der virale Effekt bei den
enormen Besuchermassen ja auch nicht fremd ist. Wir
verzichteten auf eine kalte Dose Bier für 8 Dollar, versuchten uns
am Rennsimulator in einem begehbaren Riesenhelm und suchten uns den
perfekten Platz für das Rennen am Sonntag.
So verstaut man Baguettes |
Schließlich war der Tag gekommen, auf
den Johannes schon so lange gewartet hatte. Wenn Australien zur
Sprache kam, als wir damals gemeinsam an unserer Bachelorthesis
saßen, hatte er schon immer automatisch die Formel Eins im Sinn. Am
Vortag hatte es zum ersten Mal seit langem wieder geregnet – aber
dafür richtig. Somit konnten wir am Sonntag morgen sogar noch das
Qualifying mit ansehen, was aufgrund der Witterung am Samstag
abgesagt worden war. Bevor es dann aber zum Formel Eins -Rennen kam,
waren erst einmal die Anderen an der Reihe. Historische Fahrzeuge
fuhren in einer Kolonne über den Parkour und diverse kurze Rennen
fanden statt. Serien-Mazdas fuhren ohne Rücksicht auf Verluste und
pervers laute Fehlzündungen der V8-Supercars spülten uns den
Schmalz aus den Ohren. Sammy und Sarah, die ich bei meiner Stray-Tour
in Thailand kennengelernt hatte, gesellten sich zu uns.
Die einzige Frau im Carrera Cup |
Nach dem Porsche Carrera Cup folgte
schließlich die Ultimate Speed Comparison, bei der zeitversetzt ein
Serienwagen, ein V8 Supercar und ein Formel Eins Wagen gegeneinander
antreten und bei Vollendung der Runde nahezu gleichzeitig über die
Ziellinie fahren. Zwar nicht wirklich als Rennen geltend war dies
doch sehr beeindruckend, da man direkt veranschaulicht bekam, wie
schnell so ein Formel Eins Wagen doch tatsächlich ist. Nachdem der
SL63AMG startete vergingen 17 Sekunden, bis der V8 Holden mit seinen
600 PS startete. David Coulthard hätte anschließend noch locker
aufs Klo gehen können, und kam dennoch knapp vor den beiden Anderen
über die Ziellinie geschossen. Wahnsinn! Man konnte am
ohrenbetäubenden Gebrüll des Motors erkennen, wo auf der Strecke
sich der F1 Wagen gerade bewegte. Als er schließlich an uns vorbei
schrie wurden überall nach ein paar verstörten, ungläubigen Blicken die
Ohrstöpsel aus der Tasche gekramt, die man anscheinend nicht ganz
grundlos beim Betreten des Geländes in die Hand gedrückt bekam. Ich
nutzte dafür meine Kopfhörer und stellte mein Handyradio auf die
Frequenz des F1 Funks ein.
Unsere Sicht auf die Strecke |
Da Crowd |
Bevor das Rennen begann kam nochmal die
Kunstflugstaffel, die wir bereits am Donnerstag bestaunt hatten und
legte ein paar beeindruckende Tricks hin. Wirklich überragend war
aber der anschließende Schauflug eines Düsenjets – enge Kurven
fliegen, langsam Gleiten, in der Luft stehen und schließlich mit
einem irren Senkrechtstart wieder verschwinden – warum auch nicht.
Die Boeing im Anschluss versuchte dies zu imitieren, scheiterte aber
kläglich und flog beleidigt wieder davon. Da ist wohl jemand zu
dick! Gegen 17 Uhr Ortszeit begann schließlich das Rennen, und wider
erwarten blieb es trocken. Wir sahen ein paar Überholmanöver in
unserer Kurve, wo Formel Eins Fags dem australischen Piloten Mark
Webber bei jedem Passieren zujubelten. Mark for Prime Minister!
Am Ende gewann dann Räikkönen vor
Alonso und Vettel, was mich allerdings nicht wirklich interessierte.
Auch wenn man kein großer F1-Fan ist kann ich einen einmaligen
Besuch durchaus empfehlen – zumindest zum australischen Preis. Wer
das Wortspiel findet darf es behalten! Das ganze Drumherum, die
Atmosphäre und Aktionen sollte man einfach mal gesehen haben. Nach
dem Rennen stürmten wir zusammen mit Tausenden Anderen die
Rennstrecke. Überall lagen Gummifetzen der Formel Eins Boliden. Zum
Abschluss sahen wir noch eine Show des weltbekannten Nitro Circus.
Bereits am Donnerstag hatten wir dort ein paar Motocrossmaschinen
durch die Luft fliegen sehen. Die blieben aufgrund des Windes leider
im Zelt stehen, doch die weltbesten BMX-Fahrer, ein Skateboarder,
Inliner, Kickboarder und sogar ein Snowboarder zeigten ein paar
wirklich spektakuläre Tricks.
Nach einem kurzen Rundgang über das
Gelände machten wir uns schließlich wieder auf den Weg nach Altona
– nach Hause. Mittlerweile wohnen wir dort nicht mehr am See, aber
das erzähle ich euch alles im nächsten Eintrag, in dem ich euch von
meinen neuen Jobs, dem alltäglichen Leben hier und meinen weiteren
Plänen berichten werde. Grütze mit Sauerkraut,
Flo
Sicht auf Melbourne von der Rennstrecke |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen