Ihr Lieben, morgen beginnt ein neues Abenteuer. Meinen neuen Reiseblog findet ihr unter:
4. Mai 2015
7. Mai 2014
Ein Fazit...
Dieser Eintrag ist anders. Das liegt
nicht daran, dass ich wieder im weichen Licht meiner geliebten
Stehlampe sitze und Hifi-Sound mein Hinterteil in den Bürostuhl
drückt, der den Schöpfer seiner Sitzmulde seit über 550 Tagen
nicht mehr zu Gesicht bekommen hat. Nein, das ist es nicht. Auch die
Tatsache, dass die Reise vorerst ein Ende gefunden hat ist nicht
entscheidend. Es liegt wohl an dieser merkwürdigen Mischung aus
Melancholie und Resignation. Warum? Ich stehe vor der unlösbaren
Aufgabe, 18 Monate pures Leben auf ein wenig Text zu reduzieren. Wie
jeder Andere in meiner Situation werde ich dabei kläglich scheitern
und versuche es dennoch.
Ich bin mit Haien geschwommen. Ich bin
barfuß durch den laotischen Dschungel gewandert. Ich habe gelernt,
wie man die Kohlestifte im Inneren eines Anlassers wechselt und auf
welcher Seite vom Teller die Gabel liegen sollte. Ich bin in der
australischen Wüstensonne verbrannt, im Monsunregen Südostasiens
ertrunken und in den Alpen Neuseelands erfroren. Ich habe unartige
Wörter in mindestens 10 Sprachen erlernt, bin mit betrunkenen Bauern
durch nächtliche Bananenplantagen geheizt und habe Stundenlang die
Milchstraße angestarrt. Ich habe ein Jahr lang da gewohnt, wo ich
geparkt habe. Ich musste Kühe häuten, Dingospuren folgen und
kreischen wie ein kleines Mädchen, wenn mal wieder eine riesige
Spinne auf dem Kopfkissen gesessen hat. Ich erlebte feiernde Menschenmassen
und totale Isolation. Ich bin illegal quer durch Australien gefahren,
habe auf einem Boot gewohnt und Vulkane erklommen. Ich habe wilde
Rinder mit dem Motorrad durch die Wüste gejagt, Zäune gebaut und
Windräder repariert. Ich wurde von einer Lebensmittelvergiftung
umgehauen und habe im Dreck gelegen. Ich habe viele Freunde gefunden
und einige Andere verloren. Ich musste lernen zu Schießen und bei
Höllenlärm in den Schlaf zu sinken. Ich habe Zwiebeln chauffiert,
sortiert, verflucht und gegessen. Ich bin per Anhalter durch die
Lande gezogen und mit einem Seil an den Füßen 134 Meter in die
Tiefe gesprungen. Ich habe mich Wochenlang nur auf Englisch
verständigt und in einem Jahr mehr Nudeln gegessen als in meiner
gesamten Studienzeit. Ich habe gegen australische Behörden gekämpft,
meinen Van auf Geländepisten festgefahren und mich am Sternbild
orientiert. Ich war auf einem Rave mitten im Wald, an einsamen
Traumstränden und an Orten, die nur für mich etwas Magisches haben.
Ich habe mich in der größten Tempelanlage der Welt verlaufen, habe
am Strand gewohnt und etwas in einen Baum geschnitzt. Ich habe Ängste
überwunden.
Ich habe, ich bin, ich war. Ich könnte
ewig so weiter machen und hätte doch irgendwie nur einen winzigen
Teil erzählt – ein paar Highlights und Kuriositäten eben, die man
sich gerne in Erinnerung ruft. Zu Beginn dieses Eintrags habe ich
eigentlich die beste Beschreibung meiner Reise gegeben: Pures Leben.
Was sich zunächst hochgestochen und irgendwie kitschig anhört
trifft es genau auf den Punkt.
Reisen in der Form, wie ich es erleben
durfte, ist keine Aktivität die man ausführt. Es ist keine Sache,
die man gerade macht. Nein, das ganze Leben ändert sich.
Die eigene Welt stellt sich sprichwörtlich und auch buchstäblich
auf den Kopf und du bist mittendrin. Es gibt keine Kompromisse
zwischen Aufgeben und Weitermachen und es ist dein Alltag, dass du
keinen Alltag hast.
Dabei gibt es genau so viele spannende wie
langweilige Momente. Es ist nicht immer Alles spektakulär und
außergewöhnlich, und das muss es auch gar nicht sein. Aber die
Intensität, Häufigkeit und Variabilität, in der den Reisenden die
unterschiedlichsten Gefühle und Gemütslagen aufsuchen steht in
keinem Verhältnis zu dem, was man Zuhause empfindet. In den 18
Monaten auf Reisen habe ich mehr gelacht, geweint, gelernt und
gedacht als in den 5 Jahren davor. Das liegt nicht nur an den
geänderten Umständen, sondern auch der schieren Masse von
Indikatoren: Man trifft mehr Leute, hört mehr Geschichten, wird vor
mehr Probleme gestellt und fällt mehr Entscheidungen. Das
allerwichtigste jedoch: Man ist frei. Nur wer komplett alleine im
rollenden Zuhause durch die Landschaft fährt, keine Zukunftspläne
und unzählige Möglichkeiten vor sich hat und die Gedanken treiben
lässt – nur der weiß, wie sich unbedingte Freiheit in ihrer
reinsten Form anfühlt.
Nach 67 Einträgen hat mein Reiseblog
nun ein vorläufiges Ende gefunden. Vorläufig? Jetzt hat der schon
wieder dieses Wort benutzt, vorläufig. Schuld daran ist der
Travelbug: Wohl das einzige Tier, welches weltweit verbreitet ist und
wirklich überall überlebt. Ok, da gibt es noch die Kakerlaken, aber
die beißen nicht. Wer vom Travelbug gebissen wird ist infiziert und
eine Heilung ist weder möglich, noch erwünscht. Denn wer gebissen
wird weiß, dass er die Reise goldrichtig angegangen ist. Reisen
macht süchtig. Woran das liegt habe ich wahrscheinlich ausgiebig
genug erläutert. Wenn ich heute meine Blogeinträge von vor über
einem Jahr lese, bekomme ich Gänsehaut - so viele Erinnerungen an
dieses wahnsinnige Abenteuer!
Und so träumte ich schon während den
letzten Wochen der Reise von wilden Bären in Kanada und den eisigen
Schneemassen Alaskas. Bedingt durch Visum und Finanzen wäre das ab
Anfang 2015 denkbar. Aber vorerst bleibe ich Zuhause und verbringe
ein wenig Zeit mit meiner Familie und Freunden. Zuhause, wo man
in Ignoranz erstarrt, wenn sich Jemand im Bus neben einen setzt und
wo man angeschaut wird wie ein Auto, wenn man fremde Menschen
begrüßt. Die Umstellung ist groß, denn obwohl ich im Inneren noch
der gleiche coole, gutaussehende, weise Mensch bin, so habe ich doch
Eigenarten von anderen Kulturen adaptiert.
In den nächsten Tagen werde ich diesen
Blog in Buchform bringen – mit Karten, Statistiken, mehr Bildern
und anderen Erinnerungen. Ich mache das für mich selbst und hatte
das immer so geplant, aber wer mag kann sich den Schinken dann gerne
mal ein paar Tage ausleihen.
Was mir nun noch bleibt ist DANKE zu
sagen. Danke an alle, die mich unterstützt haben und an mich
geglaubt haben. Danke an die vielen tollen Menschen, die ich
unterwegs kennenlernen durfte. Danke an meine Eltern, Brüder und
Freunde, die mir schon nach wenigen Minuten das Gefühl gegeben haben
als wäre ich nie weg gewesen. Danke.
Euer Flo.
27. April 2014
Wasserschlacht im Paradies
Hallo ihr Lieben....
Dies ist vorerst mein letzter Eintrag
von Unterwegs, und er wird auch nicht sonderlich lang. Warum? Morgen
um diese Zeit in ich wieder Zuhause – nach fast 18 Monaten!
Dementsprechend sind meine Gedanken eigentlich schon wieder auf einem
anderen Kontinenten. Außerdem ist mein b kaputt gegangen, was beim
Schreien Schreiben tierisch nervt, da ich nun andauernd STRG-V als b
benutzen muss. Ja ja, ich hab Probleme hier!
Momentan bin ich in bangkok – die
selbe Stadt, in der ich damals meinen Reisebericht über Dubai
verfasst habe. Damals, als ich reisemäßig noch absolut grün hinter
den Ohren war, ein (noch ausgeprägteres) Talent für fragwürdige
Situationen hatte und das Geschrei zuhause groß war, wenn ich mal 24
Stunden am Stück kein Lebenszeichen von mir gegeben habe.
Mittlerweile reicht es ja, alle paar Wochen mal Whatsapp zu benutzen.
Anmerkung für den zukünftigen Flo: Whatsapp hat man damals benutzt,
um Nachrichten von A nach b zu schicken – das erste Programm seiner
Art, was auch Technikfossile und Wählscheibentelefonsympathiker
nahezu fehlerfrei bedienen konnten.
Flobinson schwer am Arbeiten |
Ich hatte ja beim letzten Mal
berichtet, wie ich nach Phi Phi gekommen bin. Die Insel gefiel mir
sehr gut, nur leider war es dort sehr touristisch und auch teilweise
ziemlich zugemüllt. Beim Katerfrühstück habe ich schließlich zwei
nette Österreicherinnen kennengelernt: Andrea und Julia aus dem
schönen Innsbruck. Wir entschieden spontan, zusammen eine boots- und
Schnorcheltour zu den umliegenden kleinen Inseln zu buchen. Die
meisten Leute schippern zur Maya bay, in der „The beach“ gedreht
worden ist. Unsere Tour ging zur abgelegeneren und nicht so
überlaufenen Insel bamboo island – was ich im Nachhinein bereue da
die blöde insel zwei b im Namen hat. Ansonsten war es aber eine echt
geniale Tour und wir hatten jede Menge Spaß. Wir paddelten vom boot
aus mit einem Kajak los und schnorchelten in Schwärmen kleiner
Fische. Zur bamboo island mussten wir schließlich schwimmen – in
Deutschland undenkbar. Die Insel war wirklich Paradiesisch. Weißer
Sand, ein paar Felsen, kristallklares Wasser. Das alles bei schönstem
Wetter und 30°. Ich ging mit den Mädels ein wenig den Strand
entlang, bis wir wirklich die Einzigen dort waren. Wir malten
Sandengel und Wasserengel und sahen einen nackten Aal, der eine Wette
verloren hat. Auf dem Rückweg zum Schiff hatten wir jegliches
Zeitgefühl verloren – macht aber nix, wir hatten schließlich eine
Stunde Zeit bekommen und die fahren schon nicht ohne uns los. Möööp
falsch gedacht! Wir waren bereits im Wasser auf dem Weg zum Schiff,
als es sich in bewegung setzte. Wir schrien und winkten wie bekloppt,
doch es half alles nichts – 5 Minuten später war der Kahn außer
Sichtweite. FUCK! Es gibt natürlich Schlimmeres, als mit zwei
knackigen Mädels auf einer paradiesischen Insel ausgesetzt zu
werden, das gebe ich zu. Aber auf dem Schiff waren unsere Wertsachen
inklusive Portemonnaies, Smartsphones, und der Sonnencreme mit
Lebenserfahrung. Und wir hatten kein Wasser. Wir konnten schließlich
einen Langbootfahrer auf uns Aufmerksam machen, der aus irgend einem
Grund die Mobilnummer unseres Tourguides kannte. Man hatte Erbarmen
und holte uns doch noch von der Insel ab.
bamboo island im golf von thailand |
Nun musste ich mich entscheiden, wie
ich meine letzte Woche auf Reisen verbringen wollte. 2012 war ich ja
bereits auf Koh Tao und es hatte mir sehr gut gefallen. Ich packte
also die Mädels ein und wir nahmen das nächste Nachtboot, wo wir
eine schöne schlaflose Nacht auf dem Dach verbrachten. Das war
wieder so einer der wahnsinnig tollen Momente, die man nicht plant:
Durch eine milde, klare Nacht schippern und vom Dach einer Fähre die
tolle Rundumsicht auf die beleuchtete Küste genießen. Auf Koh Tao
hat sich nicht viel verändert. Ich lieh mir wieder einen 125ccm
Roller und erkundete mit den Mädels auf ein Neues die Insel. Der
Zustand der Straßen war ein wenig besser, doch das hielt Andrea
nicht davon ab sich ein paar mal abzulegen. Sie humpelte schließlich
ein wenig und wurde andauernd mit Freude durch die Gegend getragen.
Eigentlich wollte ich am Dienstag zur
berühmten Full Moon Party auf die Nachbarinsel, was ja 2012 wegen
meiner Lebensmittelvergiftung ins Wasser gefallen ist. Irgendwie war
es aber zu entspannt auf Koh Tao und die Hängematte zu bequem.
Kräftig gefeiert wurde dennoch: Das thailändische Neujahr
(Songkran) lockt alle Einheimischen und Touristen zur einen
Hauptstraße der Insel. Es hatte seit Tagen nicht geregnet, doch es
sah aus wie nach einem Gewittersturm. Überall sind Wassertanks
aufgestellt worden und man haut sich Gegenseitig das Wasser um die
Ohren. „Hepi Nujee!“ und fröhliches Gelächter kam aus allen
Richtungen. Manche Experten nehmen dafür natürlich extra eiskaltes
Wasser und schmeißen noch ein paar bunte Farben hinterher. Wer Gnade
suchte, war auf der falschen Insel. Entgegenkommende Pickups voller Feierwütiger hauten
den Rollerfahrern Eimerweise Wasser ins Gesicht, was wirklich nicht
ungefährlich war. Die Freude der Einheimischen steckte uns aber an
und wir hatten einen tollen Tag. Am nächsten Morgen lag dann die
komplette Insel flach. Wo man auch hin ging hieß es meist nur „No
can do. Tomorrow.“
Songkran auf Koh Tao |
Meine letzten Tage verbrachte ich
damit, mich nochmals ordentlich zu entspannen und das tropische
Klima zu genießen. Das geht natürlich nicht ohne typische
Thailanderlebnisse. Da wäre zum beispiel die Sache mit dem
Knoblauch. Westliches Hexenzeug, womit die Inselbewohner nix anfangen
können – dennoch wollen es die Touristen ja anscheinend auf der
Pizza haben. Ich hatte von Johannes damals die Tradition übernommen,
in jedes Gericht mit Knoblauch ein extra großes Stück zu machen –
den Joker. Was ich dort im Restaurant bekam war jedenfalls eine
absolute Jokerpizza. Die Thais sind einfach ein ulkiges Völkchen.
Wenn man fragt, was der Unterschied zwischen einem Shake für 70bht
und einem Smoothie für 100bht ist, lautet die Antwort stets „Same
same.“ Same same hier, same same da. Auf Thailand ist alles gleich.
Bis auf die Rechtschreibung vielleicht, neben dem Pinapel Shake
findet man meistens den Mongo Shake. Aber der schmeckt auch. Was
meine Zeit auf Tao betrifft lasse ich einfach mal die Handybilder
sprechen...
"Das bild muss aufn blog!" |
Nachts um 5 erreichte ich dann
schließlich bangkok, wo ich am Sonntag nochmal diversen Quatsch auf
dem weltweit größten Markt, dem Jatujak Market kaufte. Eigentlich
wollte ich von dort diesen blogeintrag hochladen, doch ich wurde von
einer Deutschen und einer Israelin spontan in eine Kneipe gezogen –
da muss man dann bier trinken, da kann man nix machen! Mittlerweile
in ich also schon wieder zuhause. Das schreibt sich so einfach, „ich
bin wieder zuhause“. Ich bin wieder zuhause!!! An einem richtigen
Schreibtisch! Neben einem richtigen bett! Wahnsinn! In ein paar Tagen
werde ich hier nochmal ein anständiges, abschließendes Fazit
schreiben. Damit wäre der blog zu meiner Weltreise dann
abgeschlossen. Zum ersten Teil jedenfalls.....
Flo
17. April 2014
Transäquatoriale Relokalisierung
Moin moin!
Zu Beginn dieses Eintrags muss ich doch
mal dezent darauf hinweisen, dass ich gerade bei 32° in meiner
Hängematte mit Meerblick liege und genüsslich ein
Erfrischungsgetränk nach dem Anderen schlürfe. Ätsch. Wo war ich
stehen geblieben? Genau, in Brisbane am Flughafen. Wie die meisten
anderen Leute am Flughafen bin auch ich dort irgendwann in ein
Flugzeug gestiegen, welches mich sogar nach Singapur brachte.
Tschüss Australien - Ein letzter Blick auf den Kontinent, der mehr als 14 Monate mein Zuhause war |
Singapur, als einer der 4 Tigerstaaten, begrüßt den Luftpassagier mit unzähligen Handelsschiffen |
fried oysters |
Von Singapur hatte ich ja bereits vor
16 Monaten berichtet, von daher kann ich mich jetzt kurz fassen. Die
Stadt begrüßte mich wiedermal mit einer Wand aus heißer, stickiger
Luft. Laufen, Sitzen, selbst das Schweiß abwischen bringt einen zum
Schwitzen. Bei der Ankunft in meinem Hostel bin ich fast auf meinem
eigenen Schweiß ausgerutscht. Nein, das war keine Redewendung.
Diesmal hatte ich mich mitten in Chinatown im „Beary good hostel“
einquartiert – absolut empfehlenswert. Sobald die Dämmerung
einbricht wuselt es auf den Straßen wie in einem Ameisenbau und
Einheimische, wie auch Touristen futtern sich durch die zahlreichen
Imbissbuden. Meine frittierten Muscheln waren allerdings etwas
gewöhnungsbedürftig. Ich blieb diesmal zwei Nächte in Singapur und
erkundete die Stadt mit dem Longboard. Wenn man von der
Luftfeuchtigkeit mal absieht ist Singapur die mit Abstand
Boardfreundlichste Stadt, in der ich je war. Überall gibt es
abgeflachte Bordsteine und glatte Fliesen. Nur die vielen Ampeln
nerven. Da die Sonne vertikal von oben hinab brennt kuschelt man beim
Warten stets mit dem Ampelmast – nur dort gibt es ein wenig
Schatten. Irgendein Einheimischer quatschte mich in der Ubahn über
sein Schneeballystem voll. „Just klicks, get money money!“ Er
wollte mich nicht gehen lassen, ohne dass ich ihm meine Adresse gebe.
Naja, irgendein Herr Fährenhorst in Berlin freut sich bestimmt über
den Anruf.
marina bay shopping mall |
Ich kam schließlich am Singapore Flyer vorbei – Über das weltweit größte
Riesenrad habe ich irgendwann mal eine Reportage gesehen.
Beeindruckendes Teil! Man hatte zudem eine tolle Sicht auf das
berühmte Marina Bay Sands Hotel und die neue Formel 1 Strecke.
Abends machte ich mir einen netten Abend mit einer Reiseführerin aus
Jakarta, bevor es am nächsten Tag zum Bus nach Kuala Lumpur ging.
In KL angekommen wurde ich irgendwo im
Zentrum aus dem Bus geworfen. Wo bin ich hier!? Der gewiefte
Langzeitreisende weiß sich in dem Fall zu helfen, in dem er die
Umgebung nach einem goldenen M absucht. Goldenes M, das bedeutet
Wifi! (Und McTasty Maximenü + McChicken für zusammen unter 3 Euro)
„No Wifi, rain!“ hieß es jedoch und wenig später folgte ein
tropischer Platzregen, der seinesgleichen suchte. Ganze 2 Stunden saß
ich im Mäcces fest, bevor die Fortbewegungsart „Gehen“ wieder
zur Verfügung stand. Kuala Lumpur ist ein wenig wie Bangkok, nur
irgendwie weniger extrem. Weniger Laut, weniger dreckig, weniger
bunt. Drei Tage blieb ich dort, erkundete die Stadt, kaufte diversen
Quatsch auf den Nachtmärkten und tauchte ins Nachtleben auf der
Dachterrasse meines Hostels ein.
immer diese affigen Selfies... |
Ein Zug brachte mich zu den berühmten
Batu Caves am Rande der Stadt. Eine gewaltige, goldene Statue bewacht
den Eingang zur Höhle, welche man nur über eine große Treppe
erreicht. Und glaubt mir, bei 42 Grad und 180% Luftfeuchtigkeit sind
große Treppen noch größer. Die Höhle an sich war schließlich
ziemlich enttäuschend. Dort gab es eigentlich nichts Besonderes, und
nicht einmal dort schaffen es die Einheimischen den Müll
wegzuräumen. Ja, die Leute schimpfen immer über die Touristen, aber
es sind viel mehr die Asiaten selbst, die ihr Land zu müllen. Warum
auch Gartenzwerge für den eigenen Garten kaufen, wenn man doch
Plastikbecher und leere Saftpackungen umsonst haben kann?
Hauptattraktion bei den Batu Caves sind wohl die zahlreichen Affen,
die den Touristen dort das Essen klauen.
Die |
Mein Weg führte mich schließlich zum
Hauptbahnhof, da ich ein Zugticket nach Thailand gebucht hatte. 14
Stunden war die planmäßige Fahrtzeit nach Hat Yai, aber der
Nachtzug hatte Verspätung. Schlafen war auch nicht wirklich möglich,
doch die Fahrt war auf jeden Fall ein Erlebnis. Wir passierten
etliche malaiische Dörfer, bevor der rappelnde Stahlkasten
schließlich mitten im Nirgendwo an einem Grenzbahnhof halt machte.
Hier erwacht 2-3 mal täglich (immer wenn ein Zug vorbei kommt) alles
zum Leben und die Geschäfte öffnen sich für ein Stündchen. Zack,
schon war ich wieder in Thailand. Es war dann auch nicht mehr weit,
bis man mich in Hat Yai aus dem Zug warf.
Hat Yai, was für ein Dreckskaff. Da
muss ich echt nie wieder hin. Man ist mit einem Fuß noch im Zug, da
packt einen schon der erste Einheimische am Arm und will einem zum
nächsten Reisebüro schleifen. Come come! Cheap cheap! Grausam. Für
meine Fahrt nach Krabi wollte man schließlich 450 Baht haben –
umgerechnet etwa 10 Euro. Das erschien mir ein wenig teuer, doch ich
willigte ein. Der „Lotse“ lächelte – wenn er hier jemanden
anschleppt, der dann was bucht, bekommt er wohl ein Stück vom Kuchen
ab. „900 Baht“ hieß es dann plötzlich von der Seite. „Bagpack,
two seats!“ Wen juckt denn bei einem Reisebus das Gepäck?
Verärgert ging ich ins nächste Büro, nicht ohne 3 Typen
Schlepptau, die sich bei meiner Ankunft lauthals um den Lotsenstatus
stritten. „I need to go to Krabi!“ erklärte ich dem Griesgram
hinter dem Röhrenbildschirm. Er schob mir einen Zettel zu: 4500
Baht. Aha, und warum genau soll ich dir jetzt zwei Monatsgehälter
geben? „Taxi to Krabi“. Sagte er „No Taxi. Bus! How much?“ -
„Bus full“ -“Bus not full...“ erwiderte ich, schließlich hat
es 5 Minuten zuvor noch einen zwei freie Plätze gegeben. „You ask
too much“ sagte er, und machte Handbewegungen, als wäre ich eine
lästige Fliege. Raus aus meinem Reisebüro, wenn du dich nicht
ausnehmen lässt! Alles klar. Es verging keine Viertelstunde, bis ich
es mir mit allen Büros am Bahnhof verscherzt hatte. Irgendwo muss
ich schließlich hin, das wissen die ganz genau. Na toll – da stand
ich also schwitzend mit allem Hab und Gut irgendwo in einem
thailändischen Kaff, war der einzige westliche Mensch weit und breit
und hatte keine Ahnung, wo ich hin sollte. „Come come!“ hieß es
von zwei Seiten gleichzeitig. Ich ignorierte die Aasgeier und
quatschte stumpf ein paar Einheimische an. Etwa jeder Fünfte konnte
ein wenig englisch und nach ein paar Minuten hatte ich einen Plan in
der Tasche. Ein Tuktuk fahrender Ghettoblaster brachte mich für 60
Baht zum Busbahnhof am anderen Ende der Stadt, wo ich ein Busticket
nach Krabi für ganze 186 Baht kaufen konnte. Taxi nach Krabi? Ohne
mich.
Am nächsten Morgen ging meine Fähre
nach Koh Phi Phi – Thailands ungekrönter König der paradiesischen
Inseln. Auf Phi Phi gibt es keine Roller oder gar Autos, da die Insel
locker zufuß erkundet werden kann. Tagsüber wird hier am Strand
entspannt, welcher Abends Schauplatz für wilde Parties mit
Feuerspielen und Rodeoreiten wird. Ich lernte ein paar Kanadier und
eine ähm nette Spanierin kennen und stürzte mich ins Nachtleben...
Phi Phi bei Tag <> Phi Phi bei Nacht |
4. April 2014
Blubber zum Sonderpreis
Ich habe es geschafft! Ich sitze
tatsächlich im Bus nach Kuala Lumpur! Das mag sich nun nicht
sonderlich spektakulär anhören, aber heute Morgen hatte es nicht
wirklich danach ausgesehen. Ich kam total durchgeschwitzt am
Busterminal an und wollte mir auf den letzten Drücker noch etwas
Proviant für die 6-stündige Fahrt besorgen – einen hungrigen
Florian will ja wirklich Niemand neben sich im Bus sitzen haben. Was
dann folgte war Zirkus der Extraklasse: Ich war mit Sicherheit in der
langsamsten Subwayfiliale der nördlichen Hemisphäre. Die gute Dame
hat doch tatsächlich ein paar Salatgurkenscheiben gegriffen und dann
Alle bis auf Eine zurück in den Behälter geleget. Anschließend
wurde die eine Scheibe der Salatgurke fein Säuberlich auf dem
Sandwich plaziert. Erst nach Lagekorrektur und Überdenkung der
bevorstehenden motorischen Handlungen hat sich der Vorgang dann
wiederholt. Mit den anderen Belägen verlief es ähnlich. Ich war
kurz davor mich häuslich einzurichten, als das Sandwich Kunstwerk
dann schließlich doch fertig war und ich zurück zum Bus hechten
konnte. Sowas passiert wohl, wenn man sich bei der
Stellenausschreibung vertippt und einen Sandwichautist einstellt. Nun
ziehen jedenfalls die endlosen Palmölplantagen an meinem geräumigen
Fernreisebus vorbei und ich habe endlich Zeit, dass Thema von
Salatgurkenscheiben auf Neuseeland zu lenken.
Nach der unvergesslichen Tongariro
Alpine Crossing wollten Vincent und ich erst einmal die Füße
hochlegen. Meine 5 Dollar teuren Flipflops waren komplett am Ende und
wurden zum Zwecke der professionellen Wertstoffentsorgung einem lokal
verfügbaren, dafür vorgesehenen Behälter zugeführt. Ja sorry ich
hab nicht viel geschlafen. Unser Weg führte uns nach Rotorua, der
geothermal aktivsten Region des Planeten. Im doch etwas größeren
Städtchen riecht es daher permanent nach faulen Eiern. Was machen
all die Leute hier? Warum sucht man sich ausgerechnet den
stinkendsten Ort des Landes aus, um eine Stadt zu gründen?
Anscheinend sind die Dämpfe bekannt für ihre Heilwirkung bei
Asthma, was Rotorua vor Allem vor der Entdeckung von Penicillin zu
einem beliebten Kurort machte. (*hust* - why is there no penicillin
in the jungle? because parrots ate 'dem all...) Wir campten für eine
Nacht bei den „Waikite hot pools“, wo im Übernachtungspreis die
unbegrenzte Nutzung der Poolanlagen mit drin ist. Grenzen kennen wir
ja sowieso nicht und krochen erst aus den verschieden heißen,
gemütlichen Pools als wir aussahen wie Gollum und sein
Zwillingsbruder. Wahnsinn, so sauber war ich seit 16 Monaten nicht
mehr!
Am nächsten Tag ging es zum
naheliegenden Thermalpark, der bei Touristen einen absoluten
Pflichtstopp darstellt. Dort kann dann der typische
Neuseelandreisende, meist namentlich mit Dieter oder Norbert
anzusprechen, in seinen Sandalen einen liebevoll angelegten Rundweg
entlang wandern und seine teure Spiegelreflexkamera über jedes
blubbernde Erdloch halten, was ihm in die Quere kommt. Blubb blubb
hier, blubb zisch blubb da. Guck mal Gerda, was ein Spektakel. Dabei
wären Vincent und ich fast nicht in den Park gekommen, da wir
zusammen anstatt 65 Dollar nur 64,10 dabei hatten. Die unsympathische
Kassiererin schnauzte uns an, die meisten Leute würden sich vor der
Anreise informieren. Ich war kurz davor, ihr den großen Hochglanz-
Werbeflyer unter die Nase zu halten, worauf man anstatt der
gesalzenen Preise lieber eine falsche Anfahrtskarte und grottig
bearbeitete Bilder von hässlichen Kindern gedruckt hat. Okay das
klang gemein, aber da gibt es nun mal die hübschen Kinder, es gibt
die weniger hübschen Kinder und es gibt Kinder mit dämlichen
Grinsen und Lolli in der Hand, die auf Werbeflyer gedruckt werden.
Ich verkniff mir meinen Kommentar und amüsierte mich köstlich über
die Situation: Ein innerlich zerrissener Vincent musste sich unter
subtilem Augenzucken für die enorme Großzügigkeit, nein
Barmherzigkeit der Kassiererin bedanken, die nach Entgegennahme des
letzten 10 Cent Stücks ausnahmsweise von ihrer weitreichenden
Autorität Gebrauch nahm, uns zu einem derartig ermäßigten Preis in
den Park zu lassen. Danke Vincent – wäre ich vorne an der Kasse
gestanden, hätten wir in diesem Moment wahrscheinlich wieder
umkehren können.
Die schlechte Laune verflog beim
Anblick der aktiven Erdspalten recht schnell. Überall blubberte und
zischte es, der Gestank variierte von faulem Ei über Laborunfall bis
hin zu Bierkaterfurz. Je nach Mineralien und Stoffen, die an die
Oberfläche kommen sind dabei verschiedenste Farben im Spiel. Am
„Champagne Pool“, der Hauptattrakion des Parks, verdampft 98°
heißes Wasser in einem Schlot mit 60m Durchmesser. Ich lasse einfach
mal die Bilder für sich sprechen.
Wir schauten auf die Karte und stellten
fest, dass wir gar nicht so weit von Te Puke entfernt waren – dem
Wohnort von Gordon und Michelle, die wir neulich am See kennen gelernt hatten. Ich rief die Nummer von dem Visitenkärtchen an, welches
Gordon mir gegeben hatte und keine zwei Stunden später saßen wir
beim dem freundlichen Kiwipaar im Wohnzimmer und wurden mit Braten
und Lasagne gefüttert. Da deren Kinder schon alle aus dem Haus sind
freuen sie sich immer über Besuch. Gordon zeigte uns Kiwifrüchte in
allen Farben und Formen bei einer nahen Plantage, wo gerade die
Ernteseason losgeht. Wir blieben schließlich zwei Nächte dort (in
einem richtigen Bett! Aus Holz und so!) und waren sogar bei einem
großen Familienessen dabei. Wahnsinn, wie aufgeschlossen und
gastfreundlich die Menschen dort sind. Ein Sohn der ältesten Tochter
ist geistig behindert, weshalb alle Wände im Haus verschieden farbig
gestrichen sind - so kann er sich orientieren. Beeindruckend, was
alles dazugehört, ein behindertes Kind groß zu ziehen. Da hatten es
meine Eltern ja noch einigermaßen einfach ;-) Nachts haben wir uns
dann noch die Glühwürmchen auf dem Grundstück eines Nachbars
angeschaut. Mit der deutschen Mila, die momentan bei der Familie lebt
und im Ort arbeitet machten wir noch einen Ausflug nach Tauranga,
bestiegen einen nahen Berg und machten ein paar Strände unsicher.
Mit Vince und Mila auf Mount Maunganui / "the mount" |
Eigentlich wollten wir von dort aus
einen Abstecher zu den berühmten Waitomocaves und eine Höhlentour
machen, aber nach einem Blick auf die Karte und in unsere
Portemonnaies fuhren wir spontan doch weiter gen Norden auf die
Coromandel Halbinsel. Die Landschaft schrie mal wieder nach Kameras,
während wir die abenteuerlichen Straßen entlang cruisten. Lediglich
die Suche nach den Campingplätzen gestaltete sich immer schwierig –
das neuseeländische „Department of Conservation“ setzt in jedes
Kaff ein Informationszentrum mit 3 Mitarbeitern, kann aber offenbar
keine Schilder aufstellen oder mal eine brauchbare Karte zeichnen.
Ernsthaft, jeder Schimpanse auf LSD malt bessere Karten. Es war aber
immer nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder mit einem kühlen Bier
an kühlen Orten wie dem Waikawau Beach saßen. Auch die berühmte
Cathedral Cove blieb von unserer Anwesenheit nicht verschont. An der
Ostküste der Halbinsel gibt es außerdem einen Strand, wo heißes
Wasser aus dem Boden kommt. Man kann sich dort eine Schaufel leihen
und bei Ebbe einen Pool graben. Natürlich waren wir nicht die
einzigen dort, so ziemlich jeder Reisende Neuseelands hatte die
gleiche Idee. Aber nachts bei klarem Sternenhimmel am Strand zu
liegen und ein Bierchen im heißen Pool zu trinken ist
verständlicherweise auch recht verlockend!
Die Cathedral Cove war unter Anderem Filmkulisse für Price of Persia |
Im Örtchen Tairua war zufällig der
Beach Hop 2014, das Jahrestreffen der Liebhaber aufgemotzter
Oldtimer. Was dort an Autos rumstand war einfach nur irre – hier
hätte ich hunderte Fotos machen können. Jeder Parkplatz und jedes
Stückchen Wiese war mit Mustangs, alten Chargers oder auch Cobras
belegt. Okay das stimmt nicht ganz, irgendwo mussten wir ja auch
Schlodder parken. Das hat wohl in etwa so ausgesehen, als würde Big
Momma in die Topmodelvilla laufen.
Bevor meine Neuseelandreise in Auckland
endet wollte ich unbedingt noch einen der schwarzen Strände sehen, welche
an der Westküste der Nordinsel gelegen sind. Hier ist einst ein
Öltanker gesunken und die Regierung versucht, die Touristen für das
neue Landschaftsbild zu begeistern. Das war gelogen. Bääh.
In Auckland schmiss mich Vincent
schließlich aus dem Auto – er hatte mir meinen Teil von Schlodder
abgekauft und erkundet jetzt noch die Northlands. Wir waren über 12
Wochen zusammen unterwegs, was ihn zu meiner längsten Reisbegleitung
vor Julius, Magdalena und Helen macht. Mit Allen hatte ich eine
geniale Zeit, und es war doch immer total unterschiedlich. In meinen
Augen ist es daher definitiv am besten, generell alleine zu reisen
und sich Abschnittsweise Gesellschaft zu suchen. Gesellschaft ist
mächtig – sie kann das grässlichste Hostel zu einem entspannten
Ort machen, oder aber die Wanderung im schönsten Nationalpark zur
Geduldsprobe werden lassen. Gleichzeitig braucht man ab und zu Zeit
für sich und möchte das unschlagbare Lebensgefühl eines freien
Globetrotters in sich aufsaugen. Jep, ich alles richtig gemacht!
Auckland Innenstadt |
Bevor ich die Stadt verließ wurde ich
noch im unbewohnten sechsten Stock meines Hostels eingeschlossen und
traf Charlotte wieder, mit der ich vor 16 Monaten durch Laos gereist
bin – sie lebt seit einem halben Jahr mit ihrer Partnerin in
Auckland und kannte die beste Bar. Mit dem Flug nach Singapur habe
ich Ozeanien schließlich endgültig verlassen und jeder fragt mich:
„Was ist besser? Australien oder Neuseeland??“ Das kommt
natürlich immer darauf an, was man will. Und wer man ist, und wie
man reist, und überhaupt. Neuseeland hat unschlagbare Landschaften
und Alles liegt näher beieinander. Meine persönliche Antwort lautet
dennoch ganz klar Australien. Ich könnte jetzt Gründe wie Klima,
Arbeitslohn und wilde Tiere nennen. Die Faktoren sind jedoch unzählig
und wenn man alle verwurstet kommt bei Australien ein Brei raus, der
mir irgendwie besser schmeckt. Es ist für mich das bessere Land um
langfristig in der Form „on the road“ zu leben, wie ich es
gemacht habe. Dennoch hat Neuseeland Einiges zu bieten und sollte auf
jeden Fall mal besucht werden. Jep, schon wieder Alles richtig
gemacht!
So, mittlerweile bin ich in Kuala
Lumpur und werde jetzt auf der Dachterrasse meines Hostels mit
billigem, kalten Bier gegen die drückend schwüle Luft der Stadt
ankämpfen.
Un' Tschüß! |
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