Hallöchen!
Kurzer Hinweis vorab: Mangels Empfang
in der letzten Zeit habe ich mal wieder zwei Einträge gleichzeitig
hochgeladen – den Älteren findet ihr rechts im Archiv!
Südlich des Munjina Roadhouses, wo der
letzte Eintrag entstanden ist wird die Landschaft zunehmend
dramatischer. Mein kostenloser Stellplatz für die Nacht war ist mit
der schönste Ort, an dem ich je übernachtet habe. Unter einem
einsamen hohen Baum mitten auf einem Gebirgskamm hat man Aussicht in
zwei weitläufige Täler, die in sattem Grün leuchten und zu beiden
Seiten von schroffem Gebirgsmassiv eingefasst sind. Lediglich eine
Rekordverdächtig hohe Anzahl von Fliegen störte die Idylle – ich
bin zwischendurch mit meinem Schneidebrett Amok gelaufen. Die Lage im
Landesinneren machte sich auch in den Temperaturen bemerkbar: In der
Sonne ist es heiß, ohne Sonne ist es kalt. Ein Mittelding gibt es
nur in den 3 Minuten Abends, wenn der Feuerball noch so halb über
den Horizont schaut.
Im Karijini Nationalpark führte mein
Weg zunächst ins Besucherzentrum, anschließend unternahm ich
insgesamt 5 kleinere Wanderungen.
Wanderung 1: Zum Circular Pool. Ich
kramte meine Wanderschuhe aus dem Auto, da es sich immerhin um einen
Class 4 Walk handelte. Die australischen Hikes sind in
Schwierigkeitsgrade von 1 bis 6 unterteilt, der Aufstieg auf den
Uluru war beispielsweise Class 5. Nach kurzem Abstieg in das
malerische Tal folgt man dem Flusslauf entgegengesetzt der
Wasserrichtung. Dabei führte der Weg tatsächlich durch den Fluss
und ich hatte Teils ein wenig Mühe, keine nassen Füße zu kriegen.
Das Billabong am Ziel war sehr idyllisch, und ich genoss ein Paar
Orangen an einem schattigen Plätzchen. Ein Belgier sprang sogar in
das klare Nass, obwohl das Wasser im Winter extrem kalt ist.
Wanderung 2: Zu den Fortesque Falls.
Dieser Class 3 Walk führt ebenfalls hinab in die Dales Gorge. Die
Fortesque Falls sind schließlich eine Stelle im Flusslauf, wo das
Wasser eine Art natürlich geschaffene Treppe hinunter fließt.
Einige Besucher haben ein Handtuch mitgebracht und hielten auf einer
der Stufen ihre Wampe in die Sonne. Ich ging schnell zurück zum
Parkplatz, da ich nur einen Tag bleiben wollte und es noch einiges zu
Sehen gab.
Wanderung 3: Zum Klo. Dieser Class 1
Walk führt etwa 20 Meter vom Parklplatz zu einem staubigen
Blechhäuschen, wo man sich ein Loch im Boden nur mit den Fliegen
teilen muss. Ein Besuch ist in jedem Fall empfehlenswert, wenn man
seinen Magen beim Frühstück mit grausiger Thunfischpasta vom
Vorabend beleidigt hat. Anschließend quälte ich Ludwig über die
Dirtroad, die zum westlichen Teil des Parks abkürzt, wo die etwas
abenteuerlicheren Wanderungen starten.
Wanderung 4: In die Hancock Gorge.
Dieser Class 5 Walk wird von den Einheimischen nur „The Ladder“
genannt, da eine große Metallleiter den Anfang beschreibt. Der
Lonely Planet riet von einem Besuch ab, da es in der Vergangenheit
immer wieder Unfälle mit übermütigen Touristen gegeben hat. Der
Pfad führt zunächst am Flussbett entlang, bis man schließlich an
der Wasserkante steht. Hier gibt es nur zwei Möglichkeiten:
Durchlaufen oder Umkehren. Meine Wanderschuhe waren ohnehin ein wenig
dreckig, sodass ich einfach mit Klamotten durch das knapp Hüfthohe
Wasser watete. Irgendwann kam ich an einen Abschnitt, der auf der
Karte „Spider Walk“ genannt wurde: Wie eine Spinne muss man sich
dort zu beiden Seiten an den Wänden abstützen. Ich erreichte
schließlich Kermits Pool, das Ende der Wanderung. Ich sprang spontan
in das Wasser: Mein bisher kältester Moment in Australien. Die
Wassertemperatur betrug höchstens 3cm, der ganze Körper wurde taub.
Hinzu kam, dass ich natürlich zu Faul war meine Wanderschuhe
auszuziehen, die mich wie Bleikugeln in die Tiefe zogen. Somit war
der Rückweg auch ein besonderes Workout für die Beine.
Spider Flo, Spider Flo... |
Früher konnte man ab Kermits Pool
übrigens noch weiter klettern, doch mittlerweile ist der Abschnitt
gesperrt: Zu gefährlich und rein zufällig auch kommerziell genutzt.
Ja ja, damals war alles besser... Schöne Orte werden
kommerzialisiert, in Nationalparks wird fleißig Eisen oder auch Uran
abgebaut und auch die Tierwelt wird langsam aber sicher von der
Gewinnorientierten Einstellung der australischen Regierung minimiert.
Wer in meinem Alter ist und die einzigartige Schönheit dieses
Kontinents erfahren möchte sollte damit nicht bis zur Rente warten.
Wanderung 5: Handrail Pool. Dieser
Class 5 Walk, von dem bereits Johannes geschwärmt hatte war auch
mein persönliches Highlight. Ich lief barfuss, da mir meine nassen
Wanderschuhe zu schwer geworden sind. Zunächst gibt es ähnliche
Herausforderungen wie in der Hancock Gorge. Irgendwann folgt man dem
Flusslauf durch eine schmale Felsspalte – eine tolle Atmosphäre.
Am Ende führt schließlich ein Handlauf durch einen kleinen Spalt
hinab in ein großes Billabong. Ich will den Weg hinab filmen und
habe meine Kamera in meine wasserdichte Hülle gepackt. Leider ist
der Weg rutschiger als erwartet, und an der Kante zum Billabong muss
ich mich auch mit der zweiten Hand abstützen. Doof dabei war, dass
die Kamera in der Hülle keine Handgelenkschlaufe hat und daher nicht
wie gewohnt am Handgelenk baumelt – stattdessen (wer hätte es
gedacht) fällt sie auf den Boden, wird da direkt vom Wasser
mitgerissen, stürzt knapp 4 Meter auf einen Felsen im Billabong und
treibt dort im Wasser. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Ich hechte hinab
und springe direkt ins Wasser, da die Hülle ja auch möglicherweise
einen Knacks bekommen haben könnte. Hatte sie nicht, aber die
Kamera... ein Riss im Gehäuse und nur ein schwarzer Bildschirm beim
Starten. Das darf nicht wahr sein. Die Kamera kostet etwa 200 Euro
und eine Neue ist momentan nicht im Reisebudget. Ich hatte bereits
Bilderlose Seiten im Blog und in dem Buch, was ich mir in Deutschland
als Erinnerung drucken lassen möchte vor Augen. Umso glücklicher
war ich, als der kleine Kasten nach ein wenig Fummelei plötzlich
wieder zum Leben erwachte. Brave Kamera!
Mitch am Handrail Pool |
Im Billabong lernte ich den Australier
Mitch kennen. Sein Bruder würde nur vor dem PC hocken, weshalb er
ihn spontan eingepackt hätte und für einige Wochen durchs Land
reist. Keine schlechte Idee eigentlich! Wir schlossen uns spontan
zusammen und ich erhielt einige Infos, da die Beiden aus einem Kaff
in der nähe stammen. Mein neues Ziel heißt jetzt Carnarvon, ein
Stückchen weiter im Süden an der Küste. Dort soll es Schaffarmen
geben und auch einige Früchte werden wieder reif: Arbeit, die für
eine Visumsverlängerung zählt. Es wird jedoch Zeit- und Geldmäßig
langsam knapp, und die Zukunft meines mobilen Heims ist bekanntlich
auch ungewiss. Dementsprechend werde ich die unverzichtbaren
Attraktionen, die noch auf dem Weg liegen im Schnelldurchlauf
abklappern müssen. Ich bin gespannt, wie es weitergeht!
Bis
demnächst,
Florian