So, da melde ich mich also wieder, um
von unserem Roadtrip nach Cairns zu berichten... nicht. Natürlich
kam mal wieder alles anders als geplant. Naja, eigentlich kam alles
anders als vermutet – das sinnlose Unterfangen, sich seine nahe
Zukunft detailliert auszumalen habe ich längst aufgegeben. Jedoch
schwirrte mir eigentlich immer Cairns im Kopf rum. Mit der Route über
den Nordzipfel hätte ich nämlich Alles von Australien gesehen, was
nicht möglich ist, aber ihr wisst schon wie ich das meine.
Wir verlassen die Venusbucht und kürzen
über eine unbefestigte Straße zurück auf den Eyre Highway ab. Es
ist immer noch tierisch saunig – 46° im Schatten, wobei die
immense Kraft der australischen Sonne noch nicht berücksichtigt ist.
Der Fahrtwind ist so heiß, dass er im Gesicht brennt, wenn man den
Fehler macht seine Rübe aus dem Fenster zu halten. Auch Ludwig kommt
an seine Grenzen, mehr als 70 ist nicht drin. Die Hitze raubt uns so
sehr die Kraft, dass sogar Reden unangenehm wird. Es vergehen keine 3
Stunden, bis wir im Örtchen Kimba an einem Roadhouse halten. Kimba
ist bestimmt imba. Nach einem überragenden Burger nutze ich den
Handyempfang um das Wetter im Norden zu checken. Mein Telefondisplay
hat anscheinend nicht genügend Pixel um all die Regentropfen
darzustellen. „Oder doch Sydney?“ frage ich meinen Fanta
schlürfenden Mitreisenden. „Hmm“ höre ich von der Seite,
gefolgt von lautem Schmatzen. Ich glaube Vincent hätte seinen Burger
am liebsten geheiratet, was nicht möglich ist, aber ihr wisst schon
wie ich das meine. „Joa. Geht auch.“ Mir schien es sinnvoll, da
mir so langsam die Zeit zum Open Return Flug davon rennt, und die
Regenzeit sich im Norden gerade von seiner erbarmungslosen Seite
zeigt. Vincent hatte den Norden eh schon gesehen. Somit werde ich den
wohl touristischsten Teil von Australien auslassen und ihn mir für
einen ausgedehnten Urlaub wer-weiß-wann aufheben.
Der Highway durch die Eyre Peninsula |
In Port Augusta besuchten wir wieder
den Supermarkt, in dem ich noch vor 8 Monaten mit Julius den
legendären Großeinkauf gemacht hatte. Ein Kreis schließt sich! Wir
verließen den Knotenpunkt gen Südosten und quälten Ludwig den
Horocks Pass hinauf. Wir wagten einen Umweg zum Hancocks Lookout und
wurden nicht enttäuscht – was für eine Aussicht! Hier schlugen
wir unser Nachtlager auf, was mit dem Öffnen der Kofferraumklappe
auch recht schnell erledigt war. Nach einem tollen Sonnenuntergang genoßen tranken wir ein paar Becher Goon und quatschten bis tief in
die Nacht. Erst bei Dunkelheit wurde ersichtlich, wie weit man von
dort oben sehen konnte: Etwa 12 Städte und Städtchen leuchteten auf
und man sah Roadtrains als kleine rote Vierecke zwischen den
Lichterherden herumfliegen, was nicht möglich ist, aber ihr wisst
schon wie ich das meine. Sogar Whyalla auf der anderen Seite des
Spencer Gulf erleuchtete den Himmel – die klare, gute Luft auf
diesem Kontinent werde ich sicherlich vermissen. „Oder nach
Melbourne?“ fragte ich Vincent. „Joa. Geht auch.“
Sonnenuntergang am Hancocks Lookout |
Wir entschieden uns, durchs
Landesinnere nach Melbourne zu fahren. Warum hatten wir eigentlich
Sydney überhaupt in Erwägung gezogen? Melbourne liegt näher und
viel gibt es auf direktem Weg nach Sydney auch nicht zu sehen. Im
Vorort Altona habe ich außerdem einen optimalen Stellplatz und kann
in Ruhe das Auto verkaufen. Vincent kannte Melbourne außerdem noch
nicht, in Sydney waren wir beide schon. Und hey, Melbourne ist
einfach besser!
Das Landesinnere des Südostens ist
Sommer wirklich idyllisch. Ich war ja bereits letztes Jahr in
Victoria und habe so ziemlich jedes Loch dort gesehen. Nein, ich rede
vom Bundesstaat. Weite, goldene Weizenfelder beschreiben den Horizont
und ab und zu erwischt man eine mächtige Staubrose beim randalieren.
Die Stadt Renmark am Murray River wirkt wie eine Oase in der Wüste.
Wir campen direkt an einer Flussschlaufe und Vincent packt mal wieder
seine Angel aus. Karpfen, yummi! Ich nutze die Zeit effektiv zum
Nichtstun.
Manche Sandrosen ragen bis in den Himmel |
Upsi. |
Am nächsten Morgen ging es weiter gen
Süden. Wir fuhren den ganzen Tag und umfuhren den Highway teilweise
auf Farmstraßen, die oft parallel dazu verlaufen. Wir stoppten nur
kurz zum Einkaufen am Supermarkt in einem der Käffer, wobei sich
Ludwig von seiner weniger charmanten Seite zeigen musste: Die
Schiebetür öffnete sich ein wenig mehr als geplant und lag auf dem
Boden. Aufgeplatzte Dosen sprenkelten den Bürgersteig mit Cola. Ich
grinste und machte erstmal ein Foto. Drei Angestellte kamen aus dem
Supermarkt. „Did your door just fell off?“ Nein, sie tut nur so!
Es handelte sich offenbar um Verwandte von Captain Obvoius, was nicht
möglich ist, aber ihr wisst schon wie ich das meine. Wir konnten sie
jedoch davon abhalten die Straßenwacht zu rufen und drückten die
Tür wieder irgendwie in die Verankerung. Bloß weg hier!
Als wir dann am frühen Abend ein
nettes Plätzchen für die Nacht gefunden hatten wurden wir doch
tatsächlich ausgeraubt. Die Täter waren schwarz und überfielen uns
in großer Anzahl. Sie erbeuteten sämtliche Nerven und gaben einfach
keine Ruhe. Ich habe noch nie so viele Fliegen auf einem Haufen
gesehen. Habe ich mal erwähnt, dass ich Fliegen nicht mag? „Gib
mir ein Stück von deinem Auge, Humanoid!“ „Ich will ein Stück
Ohr!“ „Nase oder Ohr bitte!“ „Gesicht, Hauptsache Gesicht!“
„Bsssssss....“ Fliegen stehen auf Platz 1 meiner
Nervt-mich-an-Australien-Liste. Noch vor Franzosen (2) und Mosquitos
(3). Die Viecher braucht echt kein Mensch! Dagegen lob ich mir doch
die gute alte deutsche Stubenfliege.
Schon am nächsten Morgen erreichten
wir Altona. Was für ein merkwürdiges Gefühl, an diesen Ort zurück
zu kommen, mit dem ich so viele Erinnerungen verbinde. Ziemlich exakt
vor einem Jahr bin ich hier angekommen. Damals noch ohne Ahnung, ohne
Job, ohne Flauschebart. Flauschebart ist super. Mehr als 4 Monate
hatte ich hier verbracht! Wir stellten uns für eine Nacht auf meinen
Stammplatz am Community Center. Van verkaufen, Flüge buchen,
Neuseeland bereisen stand auf der Todoliste. Der erste Interessent
für Ludwig kam bereits am nächsten Morgen. Es fiel mir schwer, ihn
zu verkaufen. Das Teil hat mich 25.000 Kilometer lang nicht im Stich
gelassen. 25.000 Kilometer! Das entspricht der Strecke von Kapstadt
nach Oblast Magadan. Kennt man ja. Für 1000 Dollar hatte ich Ludwig
damals gekauft und insgesamt noch 500 Dollar für Reparaturen und den
Bettausbau ausgegeben. Damals war er jedoch angemeldet und in
deutlich besserem Zustand... egal, 2500 Dollar klingt doch fair, oder
nicht? Zack, weg war der Wagen. Auto Nummer 3 unverschämt
erfolgreich verscherbelt. Dabei war ich absolut ehrlich!
Okay, wo schlafen wir denn jetzt? Wir
buchten uns spontan für 2 Nächte im Nomads in Melbourne ein.
Quietschebetten, Alkoholverbot, Baustellenlärm zum Aufwachen - wie
sehr hatte ich das vermisst! Auf dem Weg vom Bahnhof zum Hostel
packte ich all meinen Kram aufs Longboard, da der große Rucksack
kaputt war. Meine Haare standen zu allen Richtungen ab, da sich seit
der Kahlrasur auf Manberry keine Schere mehr dorthin verirrt hat.
Unrasiert, mit zerrissenen und vor Schweiss und Dreck verfärbten
Klamotten schob ich also mein Hab und Gut durch einen Stadtpark.
„Bleib mal stehn“ sagte Vincent. „Ich will'n Foto machen. Du
siehst aus wie'n Penner!“ Leider habe ich das Bild nicht auf dem
Rechner. Wir schafften es jedoch zum Hostel, ohne dass mir Jemand
Geld zugeworfen hat. Den nächsten Tag verbrachte ich im Outlet
Center, wo ich mich komplett mit neuen Klamotten eindeckte. Natürlich
nicht, ohne vorher noch zum Frisör zu gehen!
Auch Steuer- und Rentenkram musste
erledigt werden und ich kaufte mir noch eine neue Mobilfunkkommunikationsapparatur. Das alte LG
darf nun endgültig sterben, was nicht möglich ist, aber ihr wisst
schon wie ich das meine. Elektronische Geräte sind hier vergleichsweise
billig, und bei Ausreise innerhalb von 60 Tagen kann man sich am
Flughafen die Mehrwertsteuer auszahlen lassen. Im Endeffekt zahle ich
so für das Sony Xperia Z nur 250 statt 350 Euro. Am letzten Abend in
Melbourne sind Vincent und Ich nochmal ins Crown Casino gegangen. Der
Laden ist nach wie vor irre. Diesmal verzockte ich noch 50 Dollar
beim Pokern. Gewinnen kann man dort nicht wirklich: Bei Ankunft am
Tisch zahlt man 10% seiner Chips als Gebühr, und von jedem Pot
steckt sich der Dealer 10% ein. Naja, Dealer mögen nun mal Pot.
Tisch 13 wird mich jedenfalls so schnell nicht wieder sehen, aber die
Erfahrung war es allemal wert.
Am nächsten Abend ging unser Flug nach
Christchurch in Neuseeland. Okay, dass stimmt nur halb – der Flug
ging ohne mich. Ich habe ewig nach Flügen geschaut und mich tierisch
aufgeregt, überall kommen noch versteckte Kosten hinzu. Der eine
Dienst will 30 Euro für Bezahlung mit Kreditkarte, beim anderen
kostet das Gepäck extra. Ich habe schließlich über Opodo gebucht –
ein großer Fehler. Macht bloß einen großen Bogen um die Seite. Die
Buchung war spontan „nicht erfolgreich“... Das ganze trifft
jedoch nicht auf den Bezahlvorgang zu, der war sehr wohl erfolgreich.
Da alles andere ausgebucht war blieb mir nur ein Flug 3 Tage später,
nämlich heute! Habe ich mal erwähnt, dass ich Fliegen nicht mag?
Oh, hab ich. Ok.
Das hier war also mein letzter
Australienbericht! Meine letzten Tage in Australien verbrachte ich
mehr oder weniger ausschließlich auf der Dachterrasse des Discovery
Hostels. Hier wird so hart gefeiert, dass das Hostel zwei eigene
Sicherheitskräfte braucht. In Neuseeland werde ich mich nochmal mit
Vincent treffen und dann geht’s irgendwann alleine weiter. Fidschi
fällt leider flach, da dort auch gerade Regensaison ist und die
Flüge teuer sind. Also kein Bula und kein Kava. Ich habe nun 6
Wochen Zeit, um irgendwie von Christkirche nach Auckland zu kommen
und dabei so viel zu sehen wie möglich. Im Anschluss geht’s
nochmal 3 Wochen nach Asien, und wenn alles gut geht stehe ich am 23.
April morgens in Frankfurt am Flughafen und friere mir in meinen
Flipflops den Arsch ab. Was nicht möglich ist, aber ihr wisst schon wie
ich das meine.
Euer Flo
Ein letztes Bild aus Australien: Melbourne bei Nacht |
23. April, Frankfurt? Yeah! Herr Weg, wir wollen Sie dann sehen! ^-^
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